Guten Tag,
diese Woche sorgt ein strategischer Einstieg aus Indien für Aufsehen: Bajaj Auto übernimmt die Mehrheit am österreichischen Motorradhersteller KTM und bringt damit frischen Wind in die europäische Industrie. Der Deal ist nicht nur industriepolitisch relevant, sondern unterstreicht auch das wachsende Interesse internationaler Investoren an strategischen Assets im DACH-Raum.
Auch darüber hinaus gab es wichtige Entwicklungen:
- Metro übernimmt die GVS Group, einen führenden Anbieter für Gastronomiebedarf.
- Beowolff Capital kündigt die Übernahme und das Delisting der artnet AG an, was zu deutlichen Kursbewegungen führte.
- SGS expandiert in Nordamerika durch die Übernahme von RTI Laboratories und stärkt damit seine Position im Umwelt- und Prüfdienstleistungssektor.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker
Deal der Woche
Bajaj steigt bei KTM ein – Zukunft der Traditionsmarke gesichert
Nach Monaten der Unsicherheit übernimmt der indische Zweiradkonzern Bajaj Auto die Mehrheit an KTM und sichert so die Weiterführung des Motorradherstellers sowie hunderte Arbeitsplätze in Österreich. Die Einigung folgt intensiven Verhandlungen und erfolgt im Rahmen eines Sanierungskonzepts. Die Transaktion ist ein Signal für strategische Industrieinvestitionen in Europa und könnte zur globalen Expansion von KTM beitragen.
Markttrends
Stabilisierung erreicht: Das M&A-Tal dürfte 2025 durchschritten sein.
Bereits eine im dritten Quartal 2024 unter 50 deutschen M&A-Entscheidungsträgern durchgeführte Umfrage deutete auf eine Trendwende hin: 74 % der Befragten erwarteten für 2025 eine Zunahme der Inlandsdeals, knapp ein Drittel sogar einen deutlichen Anstieg.
Ein halbes Jahr später bestätigt sich dieses Stimmungsbild: Während die Zahl der Transaktionen weiterhin moderat bleibt, ist das Dealvolumen deutlich gestiegen. Große Transaktionen wie der Verkauf von DB Schenker an DSV oder die Übernahme von Covestro durch ADNOC haben das Vertrauen in den Markt gestärkt. Gleichzeitig zeichnet sich auch im Mid-Market-Segment neue Dynamik ab.
Damit scheint das M&A-Tief überwunden. Der deutsche Markt bewegt sich spürbar in Richtung Erholung.
Strategen und PE-Fonds setzen 2025 auf industrielle Kernsektoren
Laut derselben Umfrage erwarten knapp 70 % der Befragten ein besonders hohes M&A-Wachstum in den Bereichen Industrie und Chemie.
Diese Einschätzung deckt sich mit den Entwicklungen im ersten Halbjahr 2025: Industrieunternehmen und Infrastrukturbetreiber stehen sowohl bei strategischen Käufern als auch bei Finanzinvestoren im Fokus. Ein Beispiel ist die angekündigte Milliardeninvestition von Apollo Global in deutsche Industrieanlagen.
Aber auch die Sektoren TMT und Business Services bleiben stark gefragt, insbesondere im Zusammenhang mit Digitalisierung, Konsolidierung und Nachfolgethemen.
Insgesamt zeigt sich: Die Sektorpräferenzen der deutschen Deal-Maker haben sich bislang bestätigt – mit den industriellen Kernbranchen als treibende Kraft für das Transaktionsgeschehen im laufenden Jahr.
EZB-Zinssenkung: Steht uns der letzte Schritt im Lockerungszyklus bevor?
Die EZB steht kurz vor einer weiteren Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,00 %. Es wäre die achte Senkung in Folge, doch könnte dies die letzte einfache Maßnahme im aktuellen Lockerungszyklus sein.
Interne Differenzen im EZB-Rat sowie externe Risiken, wie Trumps angedrohte Strafzölle gegen die EU, erschweren die weitere geldpolitische Planung. Während Analysten weitere Schritte im Juni und September erwarten, bleibt die Unsicherheit hoch.
Die EZB sieht sich einem volatilen Umfeld gegenüber, das mit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg vergleichbar ist, und muss zwischen kurzfristiger Wirtschaftsstützung und mittelfristigen Inflationsrisiken abwägen.

Marktgerüchte
- Der Chiphersteller AMS-Osram hat im Rechtsstreit um den Technologiediebstahl im Zusammenhang mit der Übernahme von Texas Advanced Optoelectronic Solutions (Taos) im Jahr 2011 eine Einigung erzielt. Der japanische Konzern Renesas wird 51,7 Millionen Dollar an AMS-Osram zahlen.
- Es soll ein umfassenderer Umbau bei Thyssenkrupp durchgeführt werden, als bislang bekannt. Der Vorstandschef des Industriekonzerns, Miguel López, plant dessen Zerschlagung.
- Die Nivea-Mutter Beiersdorf geht eine strategische Partnerschaft mit Vincere Biosciences ein, um neue Hautpflegeprodukte zu entwickeln.
- Der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern will eine seiner Tochterfirmen verkaufen. Die Umstrukturierung des Konzerns soll den Weg für CO2-freie Lösungen in der Stahlindustrie ebnen.
- Laut Michael Theurer von der Bundesbank ist die bereits genehmigte Erhöhung auf 29,9 Prozent abgeschlossen. Jeder Kauf weiterer Anteile würde jedoch eine erneute sorgfältige Prüfung erfordern.
- Der Finanzinvestor Warburg Pincus hat einen neuen Partner für ein mögliches Übernahmeangebot für Gerresheimer gefunden.
- Der Energiedienstleister sucht nach Lösungen für eine Übernahme, nachdem der Verkauf an die Finanzinvestoren TPG und GIC aus Singapur unerwartet gescheitert ist.
- Visana will die Stockhorn Arena vom FC Thun übernehmen. Der Entscheid fällt am 17. Juni – noch ist die Transaktion nicht abgeschlossen.
- Die Discounter sind seit Jahrzehnten getrennt, doch nun erwägen die Eigentümerfamilien eine Fusion.
- Bain Capital und Cinven verhandeln mit zwei Interessenten über einen Verkauf von dem deutschen Pharmakonzern Stada. Ein IPO bleibt als Option bestehen.
- Der US-Pharmakonzern Merck hat ein Angebot über 3 Milliarden US-Dollar für das Schweizer Biotech-Unternehmen MoonLake Immunotherapeutics abgegeben. Das Angebot wurde abgelehnt, doch es könnten Gespräche aufgenommen werden.
M&A-Nachrichten
- Gerry Weber meldet in Deutschland Insolvenz an. Victrix übernimmt die Marke.
- Die Aktionärsgemeinden des GZO Spitals Wetzikon lehnten das Übernahmeangebot der Evolva Holding AG über 5 Millionen Franken ab. Sie kritisierten die mangelnde Erfahrung von Evolva im Spitalbetrieb und halten am Sanierungsplan fest.
- Metro baut seine Präsenz in der Gemeinschaftsverpflegung mit der Übernahme der GVS Group aus.
- Beowolff Capital plant, Arnet mit einer Transaktion im Wert von rund 65 Millionen Euro von der Börse zu nehmen. Das ist die größte Fusion und Übernahme auf dem deutschsprachigen Kunstmarkt.
- Der Logistikkonzern Kühne + Nagel hat einen Deal abgeschlossen, um das spanische Straßentransportunternehmen Transporte y Distribución Nacional zu kaufen. Diese Übernahme soll das europäische Netzwerk von Kühne + Nagel für den Transport von Stückgütern ziemlich ausbauen.
- Der Hauptaktionär von Birkenstockt bleibt trotz des Verkaufs Mehrheitsbesitzer des Unternehmens, das die Gelegenheit für einen umfangreichen Rückkauf eigener Aktien nutzt.
- Obwohl der Großaktionär Aktien im Wert von 263 Millionen Euro verkauft hat, ist sein Anteil nur geringfügig gesunken.
- Die italienische Großbank erhöht ihren Anteil an der Alpha Bank auf etwa 20 Prozent und denkt über die Übernahme der deutschen Commerzbank und der italienischen Banco BPM nach.
- Der US-Investor KKR bietet den Aktionären des deutschen IT-Dienstleisters Datagroup einen möglichen Aufschlag von bis zu 58 € pro Aktie, abhängig vom Erreichen bestimmter Schwellenwerte. Das ursprüngliche Angebot lag bei 54 € je Aktie.
- Top-Investoren trafen sich in Berlin, um über Markttrends, ESG und Technologie in der PE-Branche zu sprechen.
- Der Chemiekonzern BASF hat sich die Option zum vollständigen Erwerb des Joint Ventures Alsachimie von Domo Chemicals gesichert.
Gehälter & Boni
- Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden: Zwölf ehemalige Top-Manager der Credit Suisse erhalten insgesamt über 50 Millionen Franken an Boni, obwohl die Bank zusammengebrochen ist. Ihre persönliche Verantwortung sei nicht ausreichend belegt.
- McKinsey bietet neuen Associates in Zürich ein Jahresgehalt von 132 000 Franken plus einen Bonus von 21 000 Franken, jedoch ohne Überstundenvergütung und mit Arbeitszeiten bis 23 Uhr.
Personalien
- Die Kanzlei Baker McKenzie holt Jan Schubert als neuen Partner an Bord, um im Bereich Transaktionsberatung weiter zu wachsen.
- Am Standort Frankfurt am Main wird Roman Debald zusammen mit Torsten Aul die Bereiche Private Equity und Sicherheit leiten und den Standort weiterentwickeln.
- Stefan Pierer verlässt den Vorstand der KTM-Muttergesellschaft. Das indische Unternehmen Bajaj übernimmt die Führung und stellt neue Finanzmittel für die Sanierung von KTM bereit.
- Der österreichische Waffenhersteller Steyr Arms will mit Christian Schreiberhuber als neuen CFO weiter wachsen. Er wird auch für die Finanzgeschäfte der slowenischen AREX verantwortlich sein, die zum RSBC Defence Qualified Investor Fund gehört.
- Die Bank baut ihr Investmentbanking in der DACH-Region aus und hat dafür einen neuen Chef für den Bereich Financial Sponsors ernannt.
- Dr. Octávio de Sousa wechselt im Juni 2025 von Reed Smith zu Mayer Brown in Frankfurt und verstärkt dort das Private-Equity/M&A-Team. Er bringt umfassende Erfahrung in der Beratung von Private-Equity-Fonds, Family Offices und Unternehmen bei M&A- und Venture-Capital-Transaktionen mit.
- Ab dem 1. September 2025 übernimmt Jacques Ripoll die Leitung der Kommunalkredit Austria AG. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der europäischen Investmentbanking-Branche soll er die Bank in die nächste Wachstumsphase führen.
Kapitalrunden
- Der US-Investor I Squared sieht einen großen Nachholbedarf bei Infrastrukturprojekten in Deutschland und damit gute Geschäftsmöglichkeiten.
- Start-up-Investoren können ihre Beteiligungen derzeit kaum an der Börse verkaufen. Kreative Lösungen sollen Unternehmen und Investoren Zeit und Liquidität sichern.
- Das Tessiner Unternehmen sammelte in einer ersten Finanzierungsrunde 1,5 Millionen Schweizer Franken, wovon 600 000 bereits zugesagt sind.
- BMH investiert einen hohen sechsstelligen Betrag in das Healthtech-Startup Dentero. Die Finanzierung unterstützt den weiteren Produktaufbau sowie den Ausbau von Marketing- und Vertriebsstrukturen.
- Der insolvente Motorradhersteller gab bekannt, dass er rund 600 Millionen Euro für den Sanierungsplan aufgebracht hat.
Börsengänge
- 24 Jahre nach dem ersten Versuch, an die Börse zu gehen, könnte das deutsche Medizintechnikunternehmen einen zweiten Anlauf nehmen.
- Mit einer Bewertung von fünf Milliarden Dollar sind Top-Banken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan und die UBS mit von der Partie.
- Der Börsengang von Amrize, der nordamerikanischen Tochter von Holcim, startet am 23. Juni 2025 gleichzeitig an der SIX in Zürich und der NYSE in New York.