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Dealstimmung im Aufwind: BioNTech-Milliardendeal, DAX-Rekord & Scalable-Funding

Germany 13 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

in dieser Woche steht eine milliardenschwere strategische Partnerschaft im Fokus, bei der sich BioNTech und Bristol Myers Squibb in der Onkologie zusammenschließen, was wohl der bedeutendste M&A-Move der Woche ist. Parallel dazu signalisiert der DAX ein optimistisches Marktumfeld: Das Börsenhoch und die Konjunkturprognosen beleben den Dealsektor, der von Zinssenkungserwartungen und einem milliardenschweren Steuerpaket angetrieben wird.

Auch darüber hinaus gab es wichtige Entwicklungen:

  • Scalable Capital sichert sich €155 Mio. im Rahmen einer Mega-Finanzierungsrunde.
  • Beowolff Capital übernimmt Artnet, der größte M&A-Deal im deutschen Kunstmarkt.
  • Eine Analyse von Moody’s zeigt, dass der zunehmende Druck im Private-Credit-Segment das Finanzierungsklima für Mid-Cap-Deals verschärfen könnte.

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Beowolff Capital macht Artnet größtem Kunstmarkt-Deal Deutschlands

TMT

Beowolff Capital

n.a.

Noerr

02

Zürcher Traditionsjuwelier Meister 1881 verkauft an Akris

Consumer

Akris

n.a.

n.a.

03

BioNTech & Bristol Myers schließen Mega-Kooperation

Healthcare/pharma

Bristol Myers Squibb

n.a.

Cooley LLP

04

Haefeli & Schroeder Financial Lines tritt der Global Gruppe bei

Financial services

Global Gruppe Schweiz

n.a.

n.a.

05

Gerry Weber-Marke geht an spanische Victrix Group

Consumer

Victrix Group

n.a.

n.a.

06

Jost integriert Treasury-Systeme nach Hyva-Übernahme

Industrial

Jost

n.a.

n.a.

07

Helsing hat den bayerischen Flugzeughersteller Grob Aircraft übernommen

Industrial

Grob Aircraft

n.a.

Noerr, Norton Rose Fulbright, SKW Schwarz

08

Die spanische Bluesun-Gruppe hat den ostdeutschen Spülmittelhersteller Fit übernommen

Manufacturing

Bluesun

Hogan Lovells, Noerr

n.a.

09

Wienerberger übernimmt MFP Sales, einen irischen Anbieter von Rohrlösungen

Construction

Wienerberger

Advant

n.a.

10

Sterr-Kölln & Partner hat sich durch die Fusion mit Conloop zum 1. Juni 2025 strategisch neu aufgestellt

Business Services

Sterr-Kölln & Partner

n.a.

n.a.

Deal der Woche 

BioNTech und Bristol Myers schließen Milliardenpartnerschaft in der Onkologie

Diese Woche war geprägt von der Bildung einer strategischen Allianz zwischen dem deutschen Pharmaunternehmen BioNTech und dem US-amerikanischen Konzern Bristol Myers Squibb. Die beiden Unternehmen haben eine milliardenschwere Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft geschlossen, um gemeinsam neue Krebstherapien zu entwickeln. 

Der Fokus liegt auf innovativen Immuntherapien, bei denen BioNTechs Kompetenz im Bereich der mRNA-Technologie mit Bristol Myers’ Erfahrung in der Onkologie kombiniert wird. Dieser Deal unterstreicht nicht nur BioNTechs internationale Ambitionen im Bereich Onkologie, sondern stärkt auch den Biotech-Standort Deutschland nachhaltig.

Die Vereinbarung zwischen Biontech und Bristol-Myers Squibb sieht Zahlungen von insgesamt USD 3,5 Milliarden vor, die bis 2028 getätigt werden. Unter bestimmten Bedingungen können bis zu USD 7,6 Milliarden dazukommen. Außerdem werden die Kosten für klinische Studien und Gewinne und Verluste zu gleichen Teilen geteilt.

Markttrends

Börsenhoch und Konjunkturprognosen beleben den Dealsektor

Anfang Juni verzeichnete der deutsche Aktienmarkt mit einem DAX-Stand von rund 24.400 Punkten ein neues Allzeithoch. Beflügelt wurde er dabei durch das erwartete Zinssignal der EZB sowie das verabschiedete Unternehmenssteuerpaket der Bundesregierung im Umfang von € 46 Milliarden. Der Aufwärtstrend der letzten Wochen wird in der folgenden Grafik verdeutlicht: Nach einem wechselhaften Mai legte der DAX deutlich zu und erreichte Anfang Juni ein hohes Bewertungsniveau.

Parallel dazu prognostiziert das französische Investmenthaus Carmignac eine Verdopplung des Wirtschaftswachstums in Deutschland. Laut Analyst Kevin Thozet gehen wesentliche Impulse von staatlichen Infrastrukturinvestitionen aus, die deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb stärken sollen.

Die Kombination aus wachstumsfreundlicher Fiskalpolitik, sinkenden Zinsen und steigenden Aktienbewertungen schafft ein günstiges Umfeld für Unternehmenskäufe und -übernahmen, sowohl im strategischen als auch im durch Private Equity getriebenen Mid-Cap-Segment. Unternehmen erhalten so nicht nur Rückenwind für Expansionen, sondern auch höhere Bewertungen, die Akquisitionen erleichtern oder attraktiver machen.

US-Small-Caps profitieren überdurchschnittlich von Fed-Zinssenkungen

Zinszyklen beeinflussen das M&A-Umfeld erheblich – insbesondere bei kleineren Unternehmen. Historische Daten belegen, dass US-Small-Caps nach Zinssenkungen durch die Federal Reserve überproportional zulegen. So erzielten sie seit 1954 im Jahr nach der ersten Zinssenkung durchschnittlich ein Plus von 26,6 %, während Large Caps nur auf 15,6 % kamen.

„Investoren sollten am US-Aktienmarkt nicht allein in große Aktien investieren, sondern auf jeden Fall auch in Small Caps“, empfiehlt Ralph Lanphier, Portfoliomanager bei William Blair Investment, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Ein ähnliches Muster könnte auch in Europa eintreten, falls die EZB ihren geldpolitischen Lockerungskurs fortsetzt. Sinkende Finanzierungskosten erhöhen die Attraktivität kleinerer Unternehmen für Konsolidierungs- und Wachstumstransaktionen. Das schafft optimale Bedingungen für M&A-, Übernahme- und Private-Equity-Aktivitäten.

Druck auf offene Immobilienfonds steigt – M&A-Chancen für Investoren wachsen

Die anhaltenden Mittelabflüsse und die sinkende Marktbewertung offener Immobilienfonds sorgen für Unsicherheit im Fondssektor und eröffnen zugleich ein Zeitfenster für M&A-Strategen. Immobilienportfolios könnten zunehmend unter Buchwert veräußert werden, wodurch gezielte Zukäufe attraktiver werden. Eine aktuelle Analyse der Ratingagentur Scope zeigt, dass die durchschnittliche Liquiditätsquote der 26 untersuchten Fonds auf 14,6 % gesunken ist (Vorjahr: 15,1 %), während die Fremdkapitalquote auf 18,1 % gestiegen ist.

Das Misstrauen der Anleger ist dabei deutlich sichtbar: Die Preisentwicklung von UniImmo Europa (siehe Grafik) zeigt eine seit 2022 stetig wachsende Lücke zwischen Börsenkurs (dunkelbraun) und Rücknahme- bzw. Ausgabepreis (gelb/hellbraun). Der Markt bewertet die Immobilien im Fonds deutlich niedriger als die Fondsgesellschaft selbst. In einem illiquiden Umfeld ohne Referenztransaktionen wird die Unsicherheit noch verstärkt. 

Für strategische Investoren und Private-Equity-Firmen könnten sich daraus Kaufgelegenheiten ergeben, wenn kleinere Fonds Objekte unter dem Marktpreis veräußern oder sich Konsolidierungstrends abzeichnen.

Moody’s-Alarm im Schattenbankensektor: Neue Spielregeln für Mid-Cap-M&A

Für das Mid-Cap-M&A-Umfeld mit hoher Fremdfinanzierungsquote könnte sich ein kritischer Wendepunkt abzeichnen. Laut einer neuen Analyse von Moody’s Analytics steht der Private-Credit-Sektor zunehmend unter Stress. Steigende Finanzierungskosten, rückläufige Kreditqualität und sinkende Refinanzierungsoptionen setzen vor allem kleinere Fonds unter Druck. Besonders alarmierend ist der deutliche Anstieg sogenannter Distressed Debt Exchanges (DDEs), wie die folgende Grafik aus der Studie zeigt. DDEs sind ein Frühindikator für steigende Ausfallrisiken und aggressive Restrukturierungen.

Da Private-Credit-Strukturen eine tragende Rolle bei Leveraged-Buyouts und Mid-Cap-Transaktionen spielen, könnten instabile Finanzierungsbedingungen direkte Auswirkungen auf Dealvolumen, Bewertungsspannen und Closing-Risiken haben. Gleichzeitig eröffnen sich selektive Einstiegsmöglichkeiten für kapitalkräftige Investoren, die von einer Marktbereinigung profitieren wollen.

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