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ABN Amro übernimmt HAL, während Industriedeals in der DACH-Region zulegen

Germany 13 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

die Transaktion der Woche markiert einen wichtigen Schritt im europäischen Private Banking: ABN Amro übernimmt die deutsche Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe und integriert sie in ihre Frankfurter Tochter Bethmann Bank. Mit einem verwalteten Vermögen von € 70 Milliarden steigt ABN Amro zur drittgrößten Privatbank in Deutschland auf. 

Im Industriesektor der DACH-Region steigen im 2. Quartal 2025 die Zahl und das Volumen industrieller Deals trotz geopolitischer Unsicherheiten. Laut Sabine Schilg, VP Customer Success bei Ideals, wollen Unternehmen unabhängiger vom US-Markt werden, indem sie sich geografisch breiter aufstellen, besonders durch Carve-Outs und strategische Beteiligungen.

Darüber hinaus gab es weitere wichtige Entwicklungen:

  • Der Darmstädter Konzern Merck übernimmt Springworks Therapeutics für rund € 3 Milliarden und tätigt damit die größte Pharma-Transaktion des Unternehmens seit zwei Jahrzehnten.
  • Die EU-Kommission genehmigte die Übernahme von About You durch Zalando. Somit entsteht ein starker europäischer Online-Modekonzern, der dem Druck chinesischer Plattformen wie Temu und Shein gezielt begegnen will.
  • Die Horst Brandstätter Holding, Mutter von Playmobil, plant laut Medienberichten einen Teilverkauf. Grund ist ein Umsatzrückgang von 15,6 % im Jahr 2023 und ein Verlust von € 120 Millionen. 

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Rödl & Partner übernimmt WMS Steuerkanzlei in Regensburg

Business Services

Rödl & Partner

n.a.

n.a.

02

Ypsilon Group fusioniert mit Hamburger Kanzlei GHP

Business Services

Ypsilon Group & Kanlei GHP (Fusion)

n.a.

n.a.

03

Lufthansa steigt mit 10 % bei Air Baltic ein

Consumer

Lufthansa

n.a.

n.a.

04

NOVOMATIC übernimmt französische Casino-Gruppe Vikings Casinos

Consumer

NOVOMATIC

n.a.

n.a.

05

Dänische Change of Scandinavia übernimmt Palmers nach Insolvenzverfahren

Consumer

Change of Scandinavia

n.a.

n.a.

06

ABN Amro übernimmt Hauck Aufhäuser Lampe und wird zur drittgrößten deutschen Privatbank

Financial services

ABN Amro

zeb (Strategieberatung)<br>White & Case LLP (Rechtsberatung)

Gleiss Lutz (Rechtsberatung)<br>Linklaters (Rechtsberatung)

07

BNP Paribas übernimmt HSBC-Verwahrstellengeschäft

Financial services

BNP Paribas

n.a.

Norton Rose Fulbright (Emma de Ronde, Anne Fischer)

08

Merck übernimmt Springworks Therapeutics für € 3 Milliarden

Healthcare/pharma

Merck

J.P. Morgan (Finanzberatung)<br>Sullivan & Cromwell LLP (Rechtsberatung)<br>Freshfields (Bridge-Finanzierung)

Centerview Partners LLC (Finanzberatung)<br>Goldman Sachs & Co. LLC (Finanzberatung)<br>Goodwin Procter LLP (Rechtsberatung)

09

Aebi Schmidt geht über Fusion mit Shyft Group an die Nasdaq

Industrial

Aebi Smith & Shyft Group (Fusion)

Alantra

n.a.

10

Dürr verkauft Umwelttechnikgeschäft für € 385 Millionen an Stellex – behält 25 % Rückbeteiligung

Industrial

Stellex Capital Management

Sidley Austin, Houlihan Lokey

Skadden, Greenhill (Management: Poellath)

11

Central Group übernimmt Carsch-Haus-Immobilie in Düsseldorf von Signa

Real estate

Central Group

n.a.

n.a.

12

Zalando übernimmt About You nach EU-Genehmigung

Retail

Zalando

n.a.

n.a.

13

Warburg Pincus übernimmt Mehrheit am Schutzbrillen-Hersteller Uvex

Retail

Warburg Pincus

Kirkland & Ellis

Poellath

Deal der Woche 

ABN Amro übernimmt Hauck Aufhäuser Lampe

Die niederländische Großbank ABN Amro hat die Übernahme der deutschen Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) erfolgreich abgeschlossen. Nach der Unterzeichnung und Ankündigung erfolgte die Umsetzung am 30. Juni 2025. HAL wird in die Frankfurter Tochter Bethmann Bank integriert und künftig unter dem Markennamen Bethmann HAL geführt. 

Mit einem verwalteten Vermögen von rund € 70 Milliarden steigt ABN Amro zur drittgrößten Privatbank in Deutschland auf – hinter Deutsche Bank und Commerzbank. Für ABN Amro ist Deutschland nun der zweitgrößte Markt. Das Institut verfolgt ambitionierte Wachstumspläne: Bis 2030 soll das verwaltete Vermögen auf € 100 Milliarden anwachsen. 

Der Deal unterstreicht die zunehmende Konsolidierung im Private-Banking-Markt, die durch den Wettbewerb um wohlhabende Kunden und das Streben nach stabilen Gebührenerträgen vorangetrieben wird.

White & Case beriet ABN Amro rechtlich bei der Transaktion, zeb unterstützte als Strategieberater mit Fokus auf das Asset-Servicing-Geschäft. Der Verkäufer Fosun ließ sich von Linklaters begleiten. Gleiss Lutz beriet das Management von Hauck Aufhäuser Lampe, insbesondere beim Carve-out des Asset Servicing.

Markttrends

Rückgang bei Startup-Investments verschärft Standortschwäche

Ein genauer Blick auf das erste Halbjahr 2025 zeigt eine dramatische Entwicklung im Finanzierungsumfeld von Start-ups: Das Gesamtvolumen von Kapitalrunden in Österreich ist laut dem EY-Start-up-Barometer um 64 % auf nur noch € 110 Millionen eingebrochen. Während die Anzahl der Deals mit rund 70 nahezu stabil blieb, hat sich die durchschnittliche Höhe der Investitionen deutlich verringert. 

Die beigefügte Grafik unterstreicht diesen Trend: Knapp die Hälfte aller Deals (47,3 %) lag im siebenstelligen Bereich, während Finanzierungsrunden im achtstelligen Bereich die Ausnahme blieben. Frühphasen-Start-ups, die sonst eine Stärke des österreichischen Ökosystems sind, wurden besonders hart getroffen.

Diese Entwicklung ist nicht nur ein Alarmsignal für den Innovationsstandort Österreich, sondern auch für die M&A-Pipeline im DACH-Raum. Kleine Investments, sinkende Bewertungen und zurückhaltende internationale Fonds lassen weniger Spielraum für skalierbare Geschäftsmodelle und verringern die Zahl potenzieller Targets für strategische Käufer. 

Laut EY liegt das Problem nicht nur an der global fragilen Investitionsstimmung, sondern zunehmend auch an österreichspezifischen Faktoren wie regulatorischer Unsicherheit und mangelnden staatlichen Förderimpulsen. Eine Ausnahme bildet der KI-Sektor: 38 % des gesamten Kapitals flossen in KI-Start-ups – doch selbst dort sind die Finanzierungsrunden kleiner geworden.

Ältere Menschen am Arbeitsmarkt bieten ein Potenzial mit Wachstumskraft

Die Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen unterscheidet sich innerhalb der DACH-Region deutlich. Während Deutschland und insbesondere die Schweiz über dem OECD-Schnitt liegen, bildet Österreich eines der Schlusslichter. Eine Visualisierung der Tageszeitung Der Standard macht deutlich, dass in einer alternden Gesellschaft ungenutztes Beschäftigungspotenzial schlummert und dies vor allem vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels von Bedeutung ist.

Für Investoren und M&A-Akteure ist diese Dynamik relevant. Unternehmen mit einer alternden Belegschaft sehen sich mit Fragen der Nachfolge, Produktivität und Know-how-Sicherung konfrontiert. Gleichzeitig können gezielte HR-Strategien und Maßnahmen zur Bindung erfahrener Mitarbeiter ein Wettbewerbsvorteil sein. Dies ist ein Aspekt, der bei Buy-and-Build-Strategien oder Commercial Due Diligence zunehmend Beachtung findet.

Industrials gewinnen an Attraktivität: Investoren setzen auf Sicherheit und strategische Standorte

Aufgrund geopolitischer Spannungen und wachsender Unsicherheiten auf den Weltmärkten stehen industrielle Assets in Deutschland, Österreich und der Schweiz zunehmend im Fokus von Investoren. Besonders gefragt sind Public-to-Private-Transaktionen und Carve-outs, um Lieferketten strategisch neu aufzustellen. 

Der Chart aus einem aktuellen Artikel von Mergermarket zeigt: Mit 69 Deals im Wert von € 3,29 Milliarden wurde im zweiten Quartal 2025 das beste Ergebnis seit dem zweiten Quartal 2024 erzielt. Dies ist ein klares Zeichen für das neue Momentum im DACH-Industriesektor.

Sabine Schilg, VP Customer Success bei Ideals, beobachtet ebenfalls einen Strategiewechsel: Unternehmen hinterfragen zunehmend, wo sie künftig präsent sein müssen, um geopolitische Risiken abzufedern und sich weniger abhängig vom US-Markt zu machen. Neben klassischen Zukäufen gewinnen alternative Dealstrukturen wie Minderheitsbeteiligungen oder Joint Ventures an Bedeutung, vor allem für europäische Unternehmen, die auf dem US-Markt Fuß fassen wollen.

Der Anstieg an Auktionen und Exit-Aktivitäten, etwa durch Triton oder PINOVA, belegt zudem, dass der DACH-Markt ein attraktives Jagdrevier für PE-Investoren mit Fokus auf industrielle Resilienz bleibt.

Standards als unterschätzter Wachstumsmotor in Österreich

Eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts GAW im Auftrag von Austrian Standards zeigt: Technische Normen sind nicht nur die Grundlage für Qualität und Kompatibilität, sondern auch ein messbarer Treiber des Wirtschaftswachstums. 

Zwischen 2013 und 2023 trugen Standards jährlich rund € 1 Milliarde zum realen BIP-Wachstum bei, was einem Anteil von 20 % entspricht. Gleichzeitig führten standardisierte Prozesse zu einem Produktivitätszuwachs von 30 % und schufen 1.500 neue Vollzeitäquivalente.

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen profitieren davon. Durch die Anwendung internationaler Normen können sie schneller und kosteneffizienter auf Exportmärkten expandieren. Für strategische Investoren sind standardkonforme Unternehmen aufgrund ihrer Skalierbarkeit besonders attraktive Targets, da sie reibungslosere Integrationen, niedrigere Transaktionsrisiken und einen schnelleren Marktzugang ermöglichen. 

Ein internationaler Vergleich zeigt zudem, dass der volkswirtschaftliche Effekt in Österreich ebenso stark ausfällt wie in Deutschland, Frankreich oder den nordischen Ländern und somit auch länderübergreifende Buy-and-Build-Strategien begünstigt.

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