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Partners Group verkauft Techem, Deutsche Börse wächst

Germany 11 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

der Deal der Woche zeigt eine interne Neustrukturierung auf Milliardenniveau: Die Partners Group verkauft die Mehrheit am Energiemanagement-Dienstleister Techem an einen eigenen Infrastruktur-Fonds, mit einer Bewertung von rund  € 6,7 Milliarden.

Währenddessen zeigt die Deutsche Börse eine stabile Wachstumsdynamik: Analysten erwarten im zweiten Quartal steigende Erlöse in nahezu allen Segmenten, was vor allem auf volatile Märkte und gestiegene Handelsvolumina zurückzuführen ist.

Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:

  • Die Oetker-Gruppe stärkt ihr Lebensmittelgeschäft durch die Übernahme des ostdeutschen Traditionsunternehmens Kathi. Der seit Jahrzehnten am Markt etablierte Hersteller von Backmischungen wird künftig Teil von Oetkers strategischem Ausbau im Segment Heimbacken sein.
  • Das chinesische Chemieunternehmen übernimmt das Pflanzenschutzportfolio der Hamburger Helm AG. Ziel ist die Vertiefung der bestehenden strategischen Partnerschaft sowie der Ausbau der Präsenz in europäischen Märkten.
  • In Österreich ist die Zahl der Unternehmenspleiten im ersten Halbjahr 2025 deutlich gestiegen, während die durchschnittlichen Passiva pro Insolvenz den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren erreicht haben.

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Partners Group überträgt die Mehrheit an Techem an einen eigenen Infrastruktur-Fonds mit einem Wert von € 6,7 Milliarden

Energy

Partners Group Infrastructure Fund

A&O Shearman

n.a.

02

Oetker übernimmt ostdeutschen Backmischungshersteller Kathi

Consumer

Oetker Gruppe

n.a.

IMAP

03

Manz verkauft US-Tochter an Ekvip Automation im Rahmen des Insolvenzverfahrens

Industrial

Ekvip Automation

Martin Mucha (Grub Brugger)

n.a.

04

CAC Nantong Chemical übernimmt das Pflanzenschutzportfolio von Helm und stärkt die strategische Partnerschaft

Agriculture

CAC Nantong Chemical

Gleiss Lutz

Deal der Woche 

Partners Group verkauft Mehrheit an Techem

Nach dem gescheiterten Verkaufsversuch an TPG hat die Schweizer Partners Group nun eine neue Lösung für Techem gefunden. Die Mehrheit an dem Energie- und Abrechnungsdienstleister wird an einen hauseigenen Infrastrukturfonds übertragen. Der Deal bewertet Techem mit 6,7 Milliarden Euro und sichert gleichzeitig die operative Kontrolle und Kapitalbindung im eigenen Haus.

Zusätzlich steigen TPG (nun mit Minderheitsbeteiligung), der singapurische Staatsfonds GIC sowie Mubadala aus Abu Dhabi ein. Bestehende Co-Investoren wie CDPQ und OTPP nutzen den Moment zum Ausstieg. Ein früherer Versuch, Techem mehrheitlich an TPG und GIC zu verkaufen, war im Frühjahr an Bedenken der EU-Kommission gescheitert.

Der interne Weiterverkauf mit frischem Kapital zeigt: Infrastruktur-Assets mit regulatorischem Risiko und strategischer Relevanz werden zunehmend über GP-led-Secondaries restrukturiert. Dies ermöglicht institutionellen Anlegern mehr Flexibilität und wahrt zugleich ihren strategischen Einfluss. Techem bleibt damit auch künftig ein zentraler Player für Dekarbonisierung und Verbrauchstransparenz im europäischen Gebäudesektor.

Markttrends

Innovationsschub trotz Finanzierungslücke

Österreich zählt weiterhin zur zweitinnovativsten Gruppe Europas, verliert im aktuellen EU-Innovationsranking jedoch zwei Plätze und fällt auf Rang acht zurück. Positiv hervorzuheben sind die starke Patentaktivität sowie das anhaltend hohe Engagement in Forschung und Entwicklung im öffentlichen und privaten Sektor. Die Bundesregierung bekennt sich trotz Umstrukturierungen zur weiteren Finanzierung dieser Bereiche.

Ein genauer Blick auf die Investitionsdynamik, wie sie im kürzlich veröffentlichten European Innovation Scoreboard dargestellt ist, zeigt ein gemischtes Bild (siehe Grafik): Während die Investitionen in Informationstechnologie stark wachsen und deutlich über dem EU-Durchschnitt liegen, stagnieren die unternehmerischen Investitionen insgesamt. Besonders auffällig sind der Rückgang der staatlichen Unterstützung für Forschung und Entwicklung (F&E) im Jahr 2025 um fast 32 Prozentpunkte sowie die seit Jahren bestehende Schwäche bei den Ausgaben für Wagniskapital (nur Platz 16 in der EU).

Für M&A-Strategen ist dieser Trend relevant: Zwar bietet Österreich ein stabiles Innovationsumfeld für strategische Käufer, doch die mangelnde Verfügbarkeit von Risikokapital bremst die Skalierung und Internationalisierung von Start-ups – und damit auch das Transaktionsvolumen im frühen Segment. Käufer könnten gezielt in Wachstumsfinanzierungslücken investieren und so attraktive Zielunternehmen frühzeitig sichern.

Insolvenzen steigen, aber Passiva sinken

Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich um 6 % auf 3.491 Fälle. Die Zahl der eröffneten Verfahren nahm um 4 % zu, während nicht eröffnete Verfahren aufgrund mangelnder Vermögensdeckung sogar um 10 % anstiegen. Gleichzeitig sank die Zahl der betroffenen Mitarbeitenden um 21 % und die geschätzten Passiva um ganze 60 % auf € 4,4 Milliarden, was auf kleinere Unternehmensgrößen und geringere Schadenssummen hinweist .

Laut KSV1870 sind externe Schocks nur noch selten der Auslöser: Nur rund 11 % der Insolvenzen sind auf unvorhersehbare Ereignisse zurückzuführen, während über 80 % mit Managementversagen oder strategischen Schwächen erklärt werden. Insbesondere Startups kämpfen mit Finanzierungslücken, fehlender Planung und mangelndem Know-how – Faktoren, die nicht nur auf individuelle Fehler, sondern auch auf strukturelle Schwächen im österreichischen Innovationssystem verweisen.

Für den M&A-Markt ist diese Entwicklung doppelt relevant: Einerseits steigen durch die erhöhte Zahl an Insolvenzen die Übernahmemöglichkeiten für Investoren, insbesondere in Form von Distressed M&A. Andererseits erfordert die hohe Zahl an managementbedingten Ausfällen schärfere Due-Diligence-Prüfungen und eine genaue Analyse von Führungs- und Finanzierungskompetenz potenzieller Targets.

Deutsche Börse zeigt stabile Wachstumsdynamik

Die Deutsche Börse bleibt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten auf Wachstumskurs. Für das zweite Quartal 2025 prognostizieren Analysten einen Anstieg der Nettoerlöse auf € 1,49 Milliarden (+2,8 %) und einen operativen Gewinnzuwachs (EBITDA) um 3,8 % auf € 880 Millionen. Wachstumstreiber sind vor allem die Segmente „Trading & Clearing” sowie „Investment Management Solutions (IMS)”, die vom gestiegenen Handelsvolumen an den Märkten profitieren. Im April bis Juni lag das Börsenvolumen teils über 50 % über dem Vorjahr.

Ein Blick auf die Prognosewerte zeigt einen klaren Aufwärtstrend: Die Nettoerlöse sollen bis 2027 auf über € 6,7 Milliarden steigen, während die operativen Kosten nur moderat steigen sollen. Das Verhältnis von Erlös- zu Kostenentwicklung deutet auf eine stabile Marge hin – eine Seltenheit in volatilen Märkten.

Für M&A-Akteure ist das relevant: Die Deutsche Börse signalisiert sowohl finanzielle Stärke als auch strategische Handlungsfähigkeit, beispielsweise bei der künftigen Entscheidung über die Beteiligung an ISS-Stoxx oder potenzielle Zukäufe. Zudem verstärkt die anhaltende Marktvolatilität das Interesse an Infrastrukturanbietern mit verlässlichem Wachstum, wodurch Börsenbetreiber generell zu attraktiven Targets oder Investitionsvehikeln werden.

Mehr Kapital für Start-ups, aber nicht überall

Laut dem EY Startup Barometer vom Juli 2025 stieg das Volumen der Startup-Investitionen in Deutschland im ersten Halbjahr um 34 % auf 4,6 Mrd. €, während auch die Zahl der Finanzierungsrunden um 7 % auf 391 zulegte. Fast die Hälfte des gesamten Kapitals floss dabei nach München. Die Stadt behauptet sich mit Deals wie der 600-Millionen-Euro-Finanzierung für das Drohnentech-Start-up Helsing erneut als Deutschlands mit Abstand größter Start-up-Hub.

Um diesen Konzentrationstendenzen entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung im Rahmen des Exist-Leuchtturmwettbewerbs zehn neue regionale Gründungszentren („Startup Factories“) ausgezeichnet, darunter Bryck im Ruhrgebiet. Bryck wird von Universitäten, Konzernen wie RWE, Evonik und E.ON sowie der RAG-Stiftung unterstützt. Das Konzept orientiert sich am Erfolgsmodell der Münchener UnternehmerTUM und soll durch die gezielte Bündelung von öffentlichem Fördergeld und privatem Kapital Gründungen in Regionen mit bisher schwächerer Dynamik beflügeln.

Langfristig bleibt jedoch die Frage offen, wie sich das deutsche Venture-Capital-Ökosystem auf Wachstumskapital in späteren Phasen vorbereiten kann. Während in der Frühfinanzierung ausreichende Mittel verfügbar sind, fehlen laut dem Bundesverband Deutsche Startups weiterhin die Bedingungen, um private Mittel in dreistelliger Millionenhöhe effizient zu mobilisieren. Für Investoren, strategische Käufer und internationale Fonds wird entscheidend sein, ob die regionale Förderung zu tragfähigen Exit-Kandidaten mit Skalierungspotenzial führt oder ob die Wertschöpfung erneut ins Ausland abwandert.

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