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der Deal der Woche zeigt eine interne Neustrukturierung auf Milliardenniveau: Die Partners Group verkauft die Mehrheit am Energiemanagement-Dienstleister Techem an einen eigenen Infrastruktur-Fonds, mit einer Bewertung von rund € 6,7 Milliarden.
Währenddessen zeigt die Deutsche Börse eine stabile Wachstumsdynamik: Analysten erwarten im zweiten Quartal steigende Erlöse in nahezu allen Segmenten, was vor allem auf volatile Märkte und gestiegene Handelsvolumina zurückzuführen ist.
Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:
- Die Oetker-Gruppe stärkt ihr Lebensmittelgeschäft durch die Übernahme des ostdeutschen Traditionsunternehmens Kathi. Der seit Jahrzehnten am Markt etablierte Hersteller von Backmischungen wird künftig Teil von Oetkers strategischem Ausbau im Segment Heimbacken sein.
- Das chinesische Chemieunternehmen übernimmt das Pflanzenschutzportfolio der Hamburger Helm AG. Ziel ist die Vertiefung der bestehenden strategischen Partnerschaft sowie der Ausbau der Präsenz in europäischen Märkten.
- In Österreich ist die Zahl der Unternehmenspleiten im ersten Halbjahr 2025 deutlich gestiegen, während die durchschnittlichen Passiva pro Insolvenz den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren erreicht haben.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker
Deal der Woche
Partners Group verkauft Mehrheit an Techem
Nach dem gescheiterten Verkaufsversuch an TPG hat die Schweizer Partners Group nun eine neue Lösung für Techem gefunden. Die Mehrheit an dem Energie- und Abrechnungsdienstleister wird an einen hauseigenen Infrastrukturfonds übertragen. Der Deal bewertet Techem mit 6,7 Milliarden Euro und sichert gleichzeitig die operative Kontrolle und Kapitalbindung im eigenen Haus.
Zusätzlich steigen TPG (nun mit Minderheitsbeteiligung), der singapurische Staatsfonds GIC sowie Mubadala aus Abu Dhabi ein. Bestehende Co-Investoren wie CDPQ und OTPP nutzen den Moment zum Ausstieg. Ein früherer Versuch, Techem mehrheitlich an TPG und GIC zu verkaufen, war im Frühjahr an Bedenken der EU-Kommission gescheitert.
Der interne Weiterverkauf mit frischem Kapital zeigt: Infrastruktur-Assets mit regulatorischem Risiko und strategischer Relevanz werden zunehmend über GP-led-Secondaries restrukturiert. Dies ermöglicht institutionellen Anlegern mehr Flexibilität und wahrt zugleich ihren strategischen Einfluss. Techem bleibt damit auch künftig ein zentraler Player für Dekarbonisierung und Verbrauchstransparenz im europäischen Gebäudesektor.
Markttrends
Innovationsschub trotz Finanzierungslücke
Österreich zählt weiterhin zur zweitinnovativsten Gruppe Europas, verliert im aktuellen EU-Innovationsranking jedoch zwei Plätze und fällt auf Rang acht zurück. Positiv hervorzuheben sind die starke Patentaktivität sowie das anhaltend hohe Engagement in Forschung und Entwicklung im öffentlichen und privaten Sektor. Die Bundesregierung bekennt sich trotz Umstrukturierungen zur weiteren Finanzierung dieser Bereiche.
Ein genauer Blick auf die Investitionsdynamik, wie sie im kürzlich veröffentlichten European Innovation Scoreboard dargestellt ist, zeigt ein gemischtes Bild (siehe Grafik): Während die Investitionen in Informationstechnologie stark wachsen und deutlich über dem EU-Durchschnitt liegen, stagnieren die unternehmerischen Investitionen insgesamt. Besonders auffällig sind der Rückgang der staatlichen Unterstützung für Forschung und Entwicklung (F&E) im Jahr 2025 um fast 32 Prozentpunkte sowie die seit Jahren bestehende Schwäche bei den Ausgaben für Wagniskapital (nur Platz 16 in der EU).

Für M&A-Strategen ist dieser Trend relevant: Zwar bietet Österreich ein stabiles Innovationsumfeld für strategische Käufer, doch die mangelnde Verfügbarkeit von Risikokapital bremst die Skalierung und Internationalisierung von Start-ups – und damit auch das Transaktionsvolumen im frühen Segment. Käufer könnten gezielt in Wachstumsfinanzierungslücken investieren und so attraktive Zielunternehmen frühzeitig sichern.
Insolvenzen steigen, aber Passiva sinken
Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich um 6 % auf 3.491 Fälle. Die Zahl der eröffneten Verfahren nahm um 4 % zu, während nicht eröffnete Verfahren aufgrund mangelnder Vermögensdeckung sogar um 10 % anstiegen. Gleichzeitig sank die Zahl der betroffenen Mitarbeitenden um 21 % und die geschätzten Passiva um ganze 60 % auf € 4,4 Milliarden, was auf kleinere Unternehmensgrößen und geringere Schadenssummen hinweist .
Laut KSV1870 sind externe Schocks nur noch selten der Auslöser: Nur rund 11 % der Insolvenzen sind auf unvorhersehbare Ereignisse zurückzuführen, während über 80 % mit Managementversagen oder strategischen Schwächen erklärt werden. Insbesondere Startups kämpfen mit Finanzierungslücken, fehlender Planung und mangelndem Know-how – Faktoren, die nicht nur auf individuelle Fehler, sondern auch auf strukturelle Schwächen im österreichischen Innovationssystem verweisen.

Für den M&A-Markt ist diese Entwicklung doppelt relevant: Einerseits steigen durch die erhöhte Zahl an Insolvenzen die Übernahmemöglichkeiten für Investoren, insbesondere in Form von Distressed M&A. Andererseits erfordert die hohe Zahl an managementbedingten Ausfällen schärfere Due-Diligence-Prüfungen und eine genaue Analyse von Führungs- und Finanzierungskompetenz potenzieller Targets.
Deutsche Börse zeigt stabile Wachstumsdynamik
Die Deutsche Börse bleibt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten auf Wachstumskurs. Für das zweite Quartal 2025 prognostizieren Analysten einen Anstieg der Nettoerlöse auf € 1,49 Milliarden (+2,8 %) und einen operativen Gewinnzuwachs (EBITDA) um 3,8 % auf € 880 Millionen. Wachstumstreiber sind vor allem die Segmente „Trading & Clearing” sowie „Investment Management Solutions (IMS)”, die vom gestiegenen Handelsvolumen an den Märkten profitieren. Im April bis Juni lag das Börsenvolumen teils über 50 % über dem Vorjahr.

Ein Blick auf die Prognosewerte zeigt einen klaren Aufwärtstrend: Die Nettoerlöse sollen bis 2027 auf über € 6,7 Milliarden steigen, während die operativen Kosten nur moderat steigen sollen. Das Verhältnis von Erlös- zu Kostenentwicklung deutet auf eine stabile Marge hin – eine Seltenheit in volatilen Märkten.
Für M&A-Akteure ist das relevant: Die Deutsche Börse signalisiert sowohl finanzielle Stärke als auch strategische Handlungsfähigkeit, beispielsweise bei der künftigen Entscheidung über die Beteiligung an ISS-Stoxx oder potenzielle Zukäufe. Zudem verstärkt die anhaltende Marktvolatilität das Interesse an Infrastrukturanbietern mit verlässlichem Wachstum, wodurch Börsenbetreiber generell zu attraktiven Targets oder Investitionsvehikeln werden.
Mehr Kapital für Start-ups, aber nicht überall
Laut dem EY Startup Barometer vom Juli 2025 stieg das Volumen der Startup-Investitionen in Deutschland im ersten Halbjahr um 34 % auf 4,6 Mrd. €, während auch die Zahl der Finanzierungsrunden um 7 % auf 391 zulegte. Fast die Hälfte des gesamten Kapitals floss dabei nach München. Die Stadt behauptet sich mit Deals wie der 600-Millionen-Euro-Finanzierung für das Drohnentech-Start-up Helsing erneut als Deutschlands mit Abstand größter Start-up-Hub.

Um diesen Konzentrationstendenzen entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung im Rahmen des Exist-Leuchtturmwettbewerbs zehn neue regionale Gründungszentren („Startup Factories“) ausgezeichnet, darunter Bryck im Ruhrgebiet. Bryck wird von Universitäten, Konzernen wie RWE, Evonik und E.ON sowie der RAG-Stiftung unterstützt. Das Konzept orientiert sich am Erfolgsmodell der Münchener UnternehmerTUM und soll durch die gezielte Bündelung von öffentlichem Fördergeld und privatem Kapital Gründungen in Regionen mit bisher schwächerer Dynamik beflügeln.
Langfristig bleibt jedoch die Frage offen, wie sich das deutsche Venture-Capital-Ökosystem auf Wachstumskapital in späteren Phasen vorbereiten kann. Während in der Frühfinanzierung ausreichende Mittel verfügbar sind, fehlen laut dem Bundesverband Deutsche Startups weiterhin die Bedingungen, um private Mittel in dreistelliger Millionenhöhe effizient zu mobilisieren. Für Investoren, strategische Käufer und internationale Fonds wird entscheidend sein, ob die regionale Förderung zu tragfähigen Exit-Kandidaten mit Skalierungspotenzial führt oder ob die Wertschöpfung erneut ins Ausland abwandert.
Marktgerüchte
- Elon Musk erteilt einer Fusion zwischen Tesla und seiner KI-Firma xAI eine Absage. Laut Medienberichten plant SpaceX stattdessen, mit US$ 2 Milliarden bei xAI einzusteigen.
- Die Landesbank Helaba prüft laut Medienberichten eine Übernahme der Aareal Bank. Gespräche befinden sich noch in einem frühen Stadium.
- Die Bundesregierung erwägt laut Medien einen Einstieg beim Panzerbauer KNDS, um beim geplanten Börsengang das deutsch-französische Machtgleichgewicht zu wahren.
- Die Militärfahrzeugsparte von Iveco steht zum Verkauf. Auch Rheinmetall und KNDS wollen mitbieten und es zeichnet sich eine Neuordnung im boomenden Markt für Militär-Lkw ab.
- Rheinmetall sondiert den Verkauf seiner Autosparte, um sich auf das Rüstungsgeschäft zu fokussieren. Ein erster Kaufinteressent soll bereits vorhanden sein.
- Der Düsseldorfer Verpackungshersteller Gerresheimer hat Gespräche mit Finanzinvestoren über eine mögliche Übernahme beendet. Die Aktie brach nach der Ankündigung ein.
- Die Agnelli-Holding Exor verhandelt laut Insidern über einen Verkauf von Iveco an Tata Motors. Für die Rüstungssparte liegen zudem Angebote von Rheinmetall, KNDS und CG vor.
- Bundeskanzler Friedrich Merz warnt vor erheblichen Risiken durch eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch Unicredit und stellt sich klar gegen die Transaktion.
- Gerresheimer beendet Übernahmegespräche mit Private-Equity-Investoren und fokussiert sich auf Wachstum und strategische Neuausrichtung.
M&A-Nachrichten
- Das Bundeswirtschaftsministerium prüft die geplante Beteiligung des italienischen Energiekonzerns Snam an Open Grid Europe wegen möglicher Verbindungen nach China und droht mit einem Stopp des Deals.
- BayernLB-Chef Stephan Winkelmeier erklärt, dass die Bank trotz der möglichen Aareal-Übernahme durch die Helaba auf Zukäufe verzichten will und mit der DKB weiter wachsen möchte.
- Katjes will seine Beteiligung an Carambar & Co. verkaufen und könnte bis zu €80 Mio. erlösen; Käufer ist eine Ferrero-Tochter.
- Gegen Unternehmer René Benko wurde in Wien Anklage wegen betrügerischen Bankrotts erhoben. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.
- Bundesregierung erwägt Einstieg bei Panzerbauer KNDS zur Stabilisierung des Machtgefüges mit Frankreich; Börsengang geplant.
- Mit der möglichen Aareal-Übernahme könnte die Helaba zu den größten Landesbanken aufschließen – der Schritt wäre ein Impuls für die Konsolidierung im deutschen Bankensektor.
- Defense-Tech-Startup Stark übernimmt Berliner Drohnen-KI-Spezialisten Pleno zur Entwicklung GNSS-unabhängiger Schwarmtechnologien.
- Bei Galeria brechen den Insidern zufolge die Umsätze deutlich ein. Weniger als ein Jahr nach der dritten Insolvenz stehen die Sanierungspläne der neuen Eigentümer infrage.
- Die Allianz gründet mit Jio Financial ein Joint Venture im Rückversicherungsbereich in Indien. Weitere Kooperationen in der Sach- und Lebensversicherung sind in Prüfung.
- Nach der OLB-Übernahme steigt die Targobank in die Top 10 der deutschen Banken auf. Chefin Isabelle Chevelard sieht darin einen weiteren Schritt zur Entwicklung zum Allfinanzkonzern.
- EVN und epuls starten eine Partnerschaft, um es Kund:innen zu ermöglichen, die THG-Prämie für Elektroautos direkt über den Energiedienstleister zu beantragen.
- Manz verkauft US-Tochter an Ekvip Automation im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens zur Stärkung von Ekvips Nordamerika-Geschäft.
- Die BaFin plant vereinfachte Regeln für kleine Banken, darunter leichtere Stresstests und eine kürzere, prinzipienorientierte MaRisk. Das Ziel besteht darin, mehr Proportionalität bei gleichbleibendem Schutzniveau zu erreichen.
Gehälter & Boni
- Eine neue Analyse zeigt, in welchen Branchen und Berufsgruppen Gehälter über 100.000 € besonders häufig sind – vor allem in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten ein relevantes Thema.
- Dawn Choo wechselte mit 40 % Gehaltseinbußen von der Finanzbranche in die Tech-Welt – ein Schritt, den sie nicht bereut, denn er ebnete ihr den Weg zum Traumjob bei Meta.
Personalien
- Konsumgüterkonzern Kenvue trennt sich von CEO Thibaut Mongon und startet eine strategische Überprüfung, bei der auch Markenverkäufe geprüft werden.
- Beim Restrukturierungsberater Andersch Liebthal sind vier Top-Berater ausgestiegen und haben eine eigene Firma gegründet. Das ist ein Rückschlag für den Neustart von Tammo Andersch.
- Ein fünfköpfiges Team im Wealth Management verlässt die BW-Bank in München. Die Nachbesetzung ist laut LBBW-Tochter bereits angelaufen.
- Pierre Nolte übernimmt ab dem 1. August 2025 die Leitung von Cushman & Wakefield Deutschland. Vorgängerin Tina Reuter steigt zur President Strategic Accounts & Sales, EMEA auf.
- Stephan Kirchner wird ab Januar 2026 Landesobmann der bayerischen Sparkassen. Er folgt auf Matthias Everding, der in den Ruhestand geht.
- Novartis-Finanzchef Harry Kirsch verlässt nach über 20 Jahren den Konzern. Sein Nachfolger wird Mukul Mehta, ebenfalls ein langjähriger Manager des Unternehmens.
- Der Vertrag von Bayer-CEO Bill Anderson wurde zwar bis März 2029 verlängert, allerdings nur um drei Jahre. Dies weicht von der üblichen Praxis ab.
- Kurz vor der Veröffentlichung kritischer Zahlen zur Deutschland-Expansion verlässt Gabriel Brenna die LLB. Zweifel an seiner Erfolgsbilanz mehren sich.
- Nach dem Millionenverlust bei Radicant ringt die BLKB mit Führungsproblemen und möglichem Stillstand, während politische Verantwortung und Governance-Strukturen in Kritik geraten.
- Strafverfahren gegen Präsidenten der Raiffeisen Tägerwilen nach Unfallflucht; interne Unruhe, hohe Fluktuation und ungewöhnlich großes Hypothekarvolumen.
- Tobias Rodehau und das Private-Equity-Team von Pinsent Masons wechseln zu SKW Schwarz.
Kapitalrunden
- Motel One möchte mit dem neuen Mehrheitseigner PAI die internationale Expansion beschleunigen, unter anderem durch den Zukauf von Hotels oder Portfolios.
- Das Wiener Foodtech Neoh erhält erneut eine siebenstellige, umsatzbasierte Finanzierung von Tauros Capital. Ziel ist die Expansion nach Großbritannien und die Erweiterung des Produktportfolios.
- Das Linzer HealthTech-Startup Daphos erhält eine Seed-Finanzierung über € 5 Millionen, angeführt vom Münchner VC Venture Stars. Ziel ist die Expansion in die DACH-Region und die Weiterentwicklung der KI-Plattform.
- Das OÖ-Startup Findustrial erhält € 1,7 Millionen EU-Förderung für seine Equipment-as-a-Service-Plattform. Ziel ist es, europäische Maschinenhersteller im Wettbewerb zu stärken.
- Das Stuttgarter DeepTech-Start-up Q.ANT hat sich in einer Series-A-Runde € 62 Millionen gesichert und damit die größte Finanzierung für photonisches Computing in Europa erhalten. Die Investoren kommen unter anderem aus Deutschland und Österreich.
- Nebelspalter-Gründer Markus Somm führt bereits die vierte Kapitalerhöhung durch, während Reichweite und Einnahmen schwächeln und Konkurrent Köppel ihn deutlich überholt.