Guten Tag,
der Deal der Woche markiert eine milliardenschwere Portfoliotransaktion: Carlyle und die Qatar Investment Authority übernehmen 60 % der BASF-Lacksparte, bewertet mit € 7,7 Milliarden.
Währenddessen zeigt der neue Entgeltatlas 2024 der Bundesagentur für Arbeit deutliche Dynamiken im deutschen Arbeitsmarkt: Einerseits steigt das Medianentgelt erstmals über € 4.000 brutto, andererseits bleiben regionale und strukturelle Unterschiede zwischen Ost und West sowie zwischen Qualifikationsniveaus bestehen.
Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:
- Rheinmetall gründet ein Joint Venture mit der polnischen PGZ zur Fertigung militärischer Unterstützungsfahrzeuge und baut damit seine europäische Verteidigungskooperation aus.
- ABB verkauft seine Robotics-Division für rund $ 5,4 Milliarden an die SoftBank Group – ein Deal, bei dem das hohe Multiple für Aufmerksamkeit sorgt.
- Die Helaba hat die Übernahmegespräche mit der Aareal Bank beendet, da keine Einigung über den Preis erzielt werden konnte; die Bank bleibt vorerst in der Hand der Finanzinvestoren.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal Tracker
Deal der Woche
Carlyle und QIA übernehmen Mehrheit an BASF-Lacksparte
Mit einem Unternehmenswert von 7,7 Mrd. € vollzieht BASF den größten Carve-out der jüngeren Zeit: Die Private-Equity-Gesellschaft Carlyle übernimmt gemeinsam mit der Qatar Investment Authority (QIA) 60 % der BASF-Lacksparte (Coatings). BASF behält 40 % und erhält rund 5,8 Mrd. € Cashzufluss.
Die Transaktion ist ein Meilenstein für die strategische Neuausrichtung des Chemieriesen, der sein Portfolio verschlanken und sich auf die Kernbereiche Chemicals, Materials, Industrial Solutions sowie Nutrition & Care fokussieren will. Freshfields beriet BASF, während Latham & Watkins und Milbank die Käuferseite unterstützten.
Große regionale Unterschiede beim Lohnniveau in Deutschland
Der neue Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass Einkommen in Deutschland stark vom Wohnort abhängen. Während Beschäftigte in Hamburg (4.527 €), Baden-Württemberg (4.356 €) und Hessen (4.325 €) deutlich über dem Bundesdurchschnitt verdienen, liegen ostdeutsche Länder wie Mecklenburg-Vorpommern (3.294 €) am unteren Ende.

Der Abstand zwischen Top- und Schlusslicht beträgt über 1.200 € pro Monat – ein strukturelles Problem, das seit Jahren bekannt ist und sich kaum verringert hat. Besonders die Ost-West-Schere bleibt damit ein zentrales Thema für Politik und Wirtschaft.
Diese Unterschiede wirken sich nicht nur auf die individuelle Kaufkraft, sondern auch auf Fachkräftegewinnung und Standortattraktivität aus. Unternehmen in schwächeren Regionen stehen dadurch vor zusätzlichen Herausforderungen im Wettbewerb um Talente.
Deutsche Einkommen steigen, Ungleichheiten bleiben
Das Diagramm unten (Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit) verdeutlicht die dynamische Lohnentwicklung der letzten Jahre: 2024 überschritt das Medianentgelt erstmals die Marke von 4.000 € brutto. Seit 2018 sind die Löhne damit um rund 700 € pro Monat gestiegen – ein Plus von mehr als 20 %.

Trotz dieses Wachstums bleiben strukturelle Unterschiede bestehen. Der Gender-Pay-Gap liegt weiterhin bei 346 €, Akademiker:innen verdienen im Schnitt fast 3.000 € mehr als Ungelernte. Auch das Alter spielt eine Rolle: Beschäftigte ab 55 Jahren erzielen deutlich höhere Medianlöhne als Berufseinsteiger:innen.
Tarifabschlüsse und Inflationseffekte haben zwar zu spürbaren Lohnsteigerungen geführt, doch die grundlegenden Ungleichgewichte im Arbeitsmarkt bleiben bestehen. Für Unternehmen bedeutet das, dass faire Vergütung und gezielte Personalentwicklung weiter Schlüsselthemen bleiben.
Industrie kämpft mit Auftragsrückgang
Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist im August 2025 um 0,8 % gesunken – der vierte Rückgang in Folge. Ohne die schwankungsanfälligen Großaufträge beträgt das Minus sogar 3,3 %. Besonders die Automobilindustrie (-6,4 %) und die Pharmaindustrie (-13,5 %) drückten auf die Bilanz.
Die Grafik des Statistischen Bundesamts (Destatis) zeigt, dass der Index seit 2022 unter dem Basisjahr 2021 stagniert und die Nachfrage sowohl im Inland als auch im Ausland schwächelt. Während die Inlandsaufträge im August um 4,7 % zulegten, gingen die Auslandsbestellungen um 4,1 % zurück – mit besonders starken Einbrüchen außerhalb der Eurozone.

Ökonomen zweifeln, dass die geplanten Milliarden-Investitionen in Infrastruktur kurzfristig eine Trendwende bringen können. Viele Experten rechnen erst 2026 mit einer deutlichen Erholung – bis dahin bleibt die Industriekonjunktur fragil.
Führungskräfte verlieren Vertrauen in Standortpolitik
Eine aktuelle Führungskräfteumfrage zeichnet ein düsteres Bild: 76 % der Befragten halten das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge in Politik und Gesellschaft für gering. Noch deutlicher wird die Skepsis beim Krisenmanagement – fast 68 % sehen die Politik mit den aktuellen Herausforderungen überfordert.
Die Umfrage zeigt zudem, dass überregulierte Märkte und fehlende Reformen zentrale Kritikpunkte sind. Fast 70 % der Führungskräfte beklagen eine zu starke Einflussnahme der Politik auf die Wirtschaft, während der Wunsch nach spürbarem Bürokratieabbau wächst.

Langfristig sehen viele Befragte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährdet. Im internationalen Vergleich wird die Leistungsbereitschaft hierzulande als rückläufig bewertet. Für Investoren und Unternehmen entsteht so ein Signal, dass strukturelle Reformen überfällig sind, um Vertrauen und Dynamik zurückzugewinnen.
M&A-Nachrichten
- Circular Pro Austria, Teil der internationalen Raan Group, startet von Österreich aus eine digitale Plattform zur vollautomatisierten Verpackungslizenzierung. Das System soll den bürokratischen Aufwand von Wochen auf Minuten reduzieren und richtet sich vor allem an E-Commerce-Unternehmen. Bereits mehrere hundert Firmen nutzen die Lösung in der Testphase, Expansion in weitere EU-Länder ist geplant.
- Porr und Wiener Netze testen erstmals einen CO2-neutralen Bautrupp mit wasserstoffbetriebenem Bagger. Laut TU Wien sollen jährlich rund 46.500 kg CO2 eingespart werden. Ziel ist es, den Bausektor bis 2040 weitgehend CO2-frei zu machen.
- Die Kundenabflüsse nach der Übernahme der Credit Suisse übersteigen laut Insidern das schlimmstmögliche Szenario der UBS. Probleme bei Zahlungen, Hypotheken und Kundensaldierungen verschärfen das Chaos bei der Integration der CS Schweiz.
- Fünf Jahre nach Einführung des FISG zeigt sich: Die Reform hat den Wirtschaftsprüfungsmarkt stark verändert, viele Befürchtungen zur Rolle der Big Four haben sich bestätigt.
- Der Foreus-Mitgründer Albert Quehenberger startet mit AQ Forensics eine Kooperation mit der US-Firma VerifiWallet. Ziel ist es, Wallet-Adressen international überprüfbar zu machen und Ermittlungen gegen Krypto-Betrug zu beschleunigen. Das Netzwerk soll Privatpersonen, Unternehmen und Behörden mehr Transparenz und Schutz bieten.
- Die Berliner M&A-Boutique Zumera, einst als digitale Saxenhammer-Ausgründung gestartet, richtet sich nach Führungswechseln und hoher Fluktuation strategisch neu aus.
- Im Betrugsprozess um Sympatex könnte ein Teilgeständnis des One-Square-Geschäftsführers Frank Günther das Mammutverfahren am Landgericht München deutlich verkürzen.
- Die Burger King (Swiss) 245 GmbH und die Tim Hortons Restaurants International GmbH in Zug haben Konkurs angemeldet. Laut Master-Franchisenehmer QR Group SA hat dies jedoch keinen Einfluss auf den Betrieb der Burger-King-Restaurants in der Schweiz, da es sich um ein administratives Versäumnis mit geringen Forderungen handelte.
- Ein US-Militär-Experte bezeichnet das F-35-Projekt als Fehlschlag, da versprochene Kampf-Fähigkeiten nicht geliefert werden. Trotz internationaler Kritik hält die Schweiz an ihrer milliardenschweren Bestellung fest.
- Siemens-Chef Roland Busch und TotalEnergies-CEO Patrick Pouyanné fordern in einem Brief an Kanzler Merz und Präsident Macron Reformen, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken – darunter Änderungen beim Wettbewerbsrecht, Kapitalmarktunion und KI-Regulierung.
- Die Helaba hat die Übernahmegespräche mit der Aareal Bank beendet. Grund waren unterschiedliche Preisvorstellungen; das Institut bleibt vorerst im Besitz der Finanzinvestoren.
- Die EU-Kommission kündigt eine „KI-First-Politik“ an und stellt 1 Mrd. € für die Einführung von KI in Schlüsselbranchen bereit. Parallel wird das KI-Budget von Horizon Europe auf 3 Mrd. € verdoppelt, um Europa als Zentrum für KI-Innovation zu positionieren.
- Storebox und myflexbox haben den ersten Meilenstein ihrer Kooperation erreicht: Paketstationen von myflexbox wurden in über 50 Storebox-Standorten in Deutschland integriert. Bis Jahresende sollen es mehr als 160 in Deutschland und Österreich werden.
- Der geplante Verkauf des Russlandgeschäfts von Knauf ist gescheitert, da der Verhandlungspartner die Gespräche abbrach. Knauf prüft weiterhin Optionen für einen Rückzug im Einklang mit Sanktionen, während die Sparte vorerst sanktionskonform lokal geführt wird.
- Laut IWH-Institut stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im September um 5 % zum Vormonat auf 1.481 Fälle. Im dritten Quartal wurden mit 4.478 Insolvenzen fast Rekordwerte erreicht, was den Druck auf die Wirtschaft verdeutlicht.
- Die geplante 14,7 Mrd. € schwere Übernahme von Covestro durch den staatlichen Ölkonzern Adnoc steht offenbar kurz vor der EU-Genehmigung. Brüssel fordert nur noch kleinere Anpassungen an den angebotenen Zugeständnissen.
- UBS gerät wegen hoher Investments vermögender Kunden in den insolventen US-Autozulieferer First Brands unter Druck. Laut Financial Times flossen rund 30 % eines Fonds der Tochter O’Connor in das Unternehmen – Parallelen zum Greensill-Skandal werden gezogen.
- Nach dem Zusammenbruch der Immobilien-Plattform Moonshot versucht nun eine Gruppe namens „Project Turnaround“ Investoren für eine angebliche Restrukturierung zu gewinnen. Die Finma ermittelt weiterhin, während Beobachter Zweifel an der Seriosität der Initiative äußern.
- Die TX Group plant, über drei Jahre bis zu 662’000 Namensaktien zurückzukaufen, was 6,25 % des Aktienkapitals entspricht. Der Rückkauf im Wert von rund CHF 128 Mio. stärkt vor allem die Coninx-Familie, die ihren Anteil auf knapp 74 % ausbaut.
Gehälter & Boni
- Vier Nachwuchswissenschafterinnen erhielten den L’Oréal-UNESCO-Förderpreis „For Women in Science“ (je 25.000 €) für Forschungsarbeiten zu Stress-Biomarkern, Lungenkrebstherapien, Enzym-Signalweiterleitung und Schizophrenie.
- Ein Ratgeber zeigt, dass in der aktuellen Wirtschaftskrise Bonuszahlungen oft leichter zu verhandeln sind als Gehaltserhöhungen. Expertin Martina Ernst gibt fünf Tipps für erfolgreiche Gespräche.
- Die Krankenversicherung Visana steht in der Kritik, mit speziellen Bonusmodellen für Verkäufer eine Branchenvereinbarung zur Begrenzung der Kosten zu umgehen. CEO Angelo Eggli weist die Vorwürfe zurück.
- Eine Handelsblatt-Umfrage zeigt, dass Dax-Konzerne wieder stärker auf individuelle Bonuszahlungen setzen. Viele Unternehmen haben ihre Vergütungsrichtlinien in den vergangenen Jahren angepasst und rücken die persönliche Leistung in den Fokus.
Personalien
- Studien der Universität Göttingen und des Handelsblatt Research Institute zeigen, dass ehemalige Unternehmensberater in Dax-Konzernen immer mehr Einfluss gewinnen. Rund ein Drittel der Aufsichtsräte und zahlreiche Vorstände haben inzwischen Beratungshintergrund, besonders geprägt durch McKinsey.
- Renate Vachenauer verlässt den Vorstand von Audi und damit die Volkswagen-Tochter. Vorübergehend übernimmt Produktionsvorstand Gerd Walker ihre Aufgaben im Bereich Beschaffung, ein Nachfolger soll Anfang 2026 benannt werden.
- Die Zürcher Kantonalbank stellt ihr Top-Management um: CIO Christoph Schenk geht vorzeitig in Pension, Nachfolgerin wird Anja Hochberg. Zudem rücken mehrere Managerinnen in zentrale Führungspositionen auf, während langjährige Führungskräfte die Bank verlassen.
- UBS verlagert zahlreiche HR-Spezialistenstellen von Zürich nach Polen, Mitarbeitende müssen entweder umziehen oder gehen. Auch Swiss Re verlegt einen Großteil seines IT-Risk-Management-Teams nach Indien.
- Im Zusammenhang mit den hohen Verlusten der UBS beim insolventen US-Autozulieferer First Brands geraten zwei UBS-Managerinnen in den Fokus: Nasreen Kasenally und Marie-Christine Crewe. Kritisiert wird vor allem die Verlagerung von Risk-Management-Aufgaben nach Indien.
- Christoph Blochers Zeitungshaus AG streicht in ihrer Tochter Swiss Regiomedia zahlreiche Stellen bei den Gratis-Regionalzeitungen. Laut Verwaltungsrat Rolf Bollmann soll die Kostenstruktur 2026 deutlich angepasst werden, da die Titel Verluste von über CHF 1 Mio. schreiben.
- Beschreibung: Bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) deutet sich ein CEO-Wechsel an. Laut Berichten könnte Jörg Wild, derzeit Leiter von Energie 360°, die Führung übernehmen. Brisant ist der Zeitpunkt: Die EKZ wollen Energie 360° übernehmen, zudem stehen Fragen rund um frühere Aktienkäufe bei Repower im Raum.
- Der Hotelier und Startup-Investor Bernd Hinteregger (bekannt als Ex-Juror bei „2 Minuten 2 Millionen“) wurde mit 85,5 % Zustimmung zum neuen Präsidenten des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Österreich gewählt. Er folgt auf Christoph Matznetter, der nach 20 Jahren zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Hinteregger will den Verband modernisieren und die Interessen kleiner und mittlerer Betriebe stärken.
- Alix Partners verstärkt sein Deutschlandgeschäft mit den neuen Partnern Jörg Brunner und Markus Schmid, die vor allem M&A und Retail ausbauen sollen.
- Hawesko ernennt den 33-jährigen Nicolas Tantzen, seit 2019 im Unternehmen und zuvor bei PwC, zum neuen CFO. Er übernimmt die Ressorts von Hendrik Schneider.
- Wefox ernennt Dieter Bartl zum Group-CFO und beruft ihn in die Geschäftsleitung. Der Manager bringt 25+ Jahre Erfahrung ein und soll die nächste Wachstumsphase treiben. Vorgänger Alexander Bayliss scheidet auf eigenen Wunsch aus.
Kapitalrunden
- Das Logistik-Scaleup Quivo (Fusion von Logsta und Ancla) erhält 5,2 Mio. € strategisches Investment vom katarischen Logistikriesen GWC. Mit dem Kapital soll die Expansion in den Golfstaaten vorangetrieben werden, wo starkes E-Commerce-Wachstum prognostiziert wird.
- Das Wiener KI-Startup newsrooms sammelt ein Pre-Seed-Investment von 750.000 Euro ein – mit Beteiligung der Business Angels Hansi Hansmann und Hermann Futter. Die Plattform wandelt Inhalte automatisch in verschiedene Formate und zielt auf Kommunikationsabteilungen, Agenturen und Redaktionen.
- Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) fördert zehn österreichische Spin-offs aus Medizin, Materialforschung und Hightech mit insgesamt €6,8 Mio. im Rahmen des Programms Transfer.Science to Spin-off. Die Projekte erhalten Unterstützung bei der Entwicklung von marktfähigen Produkten sowie Business-Mentoring durch die aws.
Börsengänge
- Der Schweizer Sicherheitsdienstleister Verisure ist erfolgreich an die Börse in Stockholm gegangen. Der IPO brachte bis zu 3,6 Mrd. € ein, die Aktie stieg am ersten Handelstag um 13 %.
- Der Prothesenhersteller Ottobock feierte ein starkes Börsendebüt in Frankfurt. Die Aktie startete bei 72 € und lag damit 9 % über dem Ausgabepreis von 66 €.
Jens Hohnwald