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VIG kauft Nürnberger, VC-Stimmung trübt sich

Germany 12 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

der Deal der Woche zeigt eine strategische Expansion im Versicherungssektor: Die Vienna Insurance Group stärkt ihre Präsenz in Deutschland durch die Übernahme der Nürnberger Versicherung für bis zu € 1,38 Milliarden.

Der European Venture Sentiment Index zeigt derweil ein getrübtes Bild: Die Erwartungen der Investor:innen wurden verfehlt und der Ausblick für das vierte Quartal ist schwach. Trotz des gestiegenen VC-Volumens deutet die geringere Anzahl an Finanzierungsrunden auf eine schwierige Lage für Start-ups in der Frühphase hin.

Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:

  1. Morliny Foods Holding (Teil der WH Group) übernimmt die Wolf-Gruppe, einen der größten deutschen Wursthersteller.
  2. Birkenstock übernimmt seinen langjährigen Vertriebspartner Birkenstock Australia, einschließlich aller Verträge, Vermögenswerte und Mitarbeiter.
  3. Fresenius verhandelt über den Verkauf von Teilen der Tochter Vamed, darunter das Projektgeschäft, Thermen und Krankenhäuser.

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.



Deal Tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Premier Inn (Whitbread) übernimmt acht Hotels der Gorgeous Smiling Hotels

Real estate

Premier Inn (Whitbread plc)

n.a.

n.a.

02

Vienna Insurance Group (VIG) übernimmt die Nürnberger Versicherung für bis zu € 1,38 Mrd

Insurance

Vienna Insurance Group (VIG)

Freshfields Bruckhaus Deringer; Deutsche Bank AG

Willkie Farr & Gallagher LLP

03

Morliny Foods Holding (Teil der WH Group) übernimmt die Wolf-Gruppe, einen der größten deutschen Wursthersteller

Consumer

Morliny Foods Holding (WH Group)

n.a.

Investec

04

Funke Digital übernimmt die Kochplattform Kitchen Stories

Consumer

Funke Digital (Funke Mediengruppe)

Baker Tilly

n.a.

05

Birkenstock übernimmt seinen langjährigen Vertriebspartner Birkenstock Australia, einschließlich aller Verträge, Vermögenswerte und Mitarbeiter.

Consumer

Birkenstock International Asia

n.a.

n.a.

06

Laumann Group übernimmt die britische Epwin Group für ca. £167,3 Mio. (€192 Mio.) im Rahmen eines empfohlenen Arrangement-Plans

Construction

Laumann Group

Houlihan Lokey

n.a.


Deal der Woche

Vienna Insurance Group stärkt Präsenz in Deutschland

Mit der Übernahme der Nürnberger Versicherung setzt die Vienna Insurance Group (VIG) ein starkes Zeichen in der europäischen Versicherungsbranche. Der Deal, der ein Volumen von bis zu € 1,38 Milliarden erreicht, markiert eine der größten M&A-Transaktionen im deutschsprachigen Raum dieses Jahres.

Für die österreichische VIG bedeutet die Transaktion eine massive Erweiterung ihrer Marktposition in Deutschland, während die Nürnberger Versicherung einen stabilen, langfristigen Eigentümer erhält.

Beraten wurde die Transaktion von Freshfields Bruckhaus Deringer auf der Käuferseite sowie von Willkie Farr & Gallagher LLP auf der Verkäuferseite.


Venture Sentiment unter Druck: Erwartungen verfehlt, Ausblick schwach

Der European Venture Sentiment Index von Venionaire zeigt für das dritte Quartal 2025 eine gemischte Entwicklung: Zwar stieg das VC-Volumen von 13 auf 15 Milliarden US-Dollar, doch die Zahl der Finanzierungsrunden ging zurück. Das bedeutet: weniger, aber größere Deals – und damit schwierigere Bedingungen für Startups in der Frühphase.

Das Diagramm unten von Venionaire Capital verdeutlicht die Kluft zwischen Erwartung (5,9 Punkte) und tatsächlichem Wert (5,7 Punkte) im dritten Quartal. Positiv ist, dass sowohl die Investor:innenaktivität (+4,2%) als auch die Bewertungen (+3,9%) leicht zulegen konnten. Dennoch bleiben die größten Sorgen nun kapitalmarktspezifisch – mit Fokus auf Finanzierung und Exits.

Für das vierte Quartal erwartet Venionaire eine weitere Abschwächung auf 5,4 Punkte. Rückgänge sind insbesondere bei der Investor:innenaktivität (-15,9%) und den Startup-Bewertungen (-11,9%) prognostiziert. Der Ausblick bleibt also von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt, auch wenn vereinzelte Signale wie ein intensiverer Wettbewerb um Deals leicht optimistischer stimmen.

Deutscher Mittelstand unter Druck: Chancen für Käufer aus Osteuropa

Der KfW-ifo Business Climate Index zeigt im September 2025 einen erneuten Rückgang der Stimmung im deutschen Mittelstand. Besonders Dienstleister und Großhändler verzeichneten starke Einbußen, während sich die Erwartungen für die kommenden Monate weiter verschlechterten. Die Grafik unten macht deutlich, dass SMEs wie auch Großunternehmen auf einem historisch niedrigen Niveau verharren.

Diese Entwicklung schafft eine besondere Ausgangslage: Laut einer Reuters-Analyse nutzen Unternehmen aus Polen und Tschechien die Schwächephase, um verstärkt in Deutschland zu investieren. Treiber sind die anhaltende Wachstumsschwäche, steigende Insolvenzen und ein akutes Nachfolgeproblem im Mittelstand, da viele Babyboomer in Rente gehen und ihre Firmen keinen Erben finden.

Damit dreht sich die historische Dynamik: Während früher deutsche Firmen nach Osteuropa expandierten, kommen nun kapitalkräftige Käufer aus dem Osten nach Deutschland. Für viele mittelständische Betriebe kann das eine Rettungschance bedeuten – gleichzeitig verändert es die Eigentümerlandschaft des Rückgrats der deutschen Wirtschaft grundlegend.

Festgeldrenditen trotzen Zinssenkungen der EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Jahr 2024 mehrfach die Zinsen gesenkt, zuletzt auf 3,0 %, um die schwache Konjunktur im Euroraum zu stützen. Wie die Grafik unten zeigt, entwickelte sich der EZB-Leitzins bis Ende 2024 deutlich nach unten, nachdem er zuvor über Jahre hinweg gestiegen war. Dieses Zinsumfeld wirkt bis heute nach und prägt die Anlagemöglichkeiten im Herbst 2025.

Trotz dieser Zinssenkungen bieten Banken nach wie vor bis zu 4,90 % p.a. auf Festgeld – und das bei einer Inflationsrate, die bereits 2024 spürbar zurückgegangen ist. Damit erzielen Anleger auch 2025 eine positive Realrendite, was Festgeld zu einer der attraktivsten sicheren Anlageformen macht. Banken nutzen das Umfeld, um sich langfristige Einlagen zu sichern, und geben dafür weiterhin hohe Zinsen an Sparer weiter.

Gerade in einem Umfeld wirtschaftlicher Unsicherheit punktet Festgeld mit Sicherheit, planbaren Erträgen und flexiblen Laufzeiten. Während volatile Märkte Anleger verunsichern, bleibt Festgeld ein stabiles Renditefenster – ein Vorteil, den viele Kleinanleger und Ruheständler jetzt nutzen, solange die Konditionen attraktiv bleiben.

Arbeitsplatzsicherheit bleibt hoch – doch „sehr sicher“ erreicht Tiefstwert

Die aktuelle EY Jobstudie 2025 zeigt: 86 % der Beschäftigten in Deutschland schätzen ihren Arbeitsplatz weiterhin als sicher ein. Damit bleibt das Sicherheitsgefühl auf einem sehr hohen Niveau. Auffällig ist jedoch, dass der Anteil jener, die ihren Job als „sehr sicher“ bewerten, mit 35 % so niedrig wie nie zuvor liegt.

Die Unterschiede zwischen Geschlechtern sind kaum vorhanden – Frauen und Männer kommen jeweils auf 86 %. Deutlicher sind die Unterschiede bei den Altersgruppen: 91 % der über 65-Jährigen sehen ihren Arbeitsplatz als sicher, während es bei den 51- bis 65-Jährigen nur 84 % sind. Jüngere Beschäftigte (18 bis 35 Jahre) liegen mit 87 % im Mittelfeld.Wie die Grafik unten aus der Studie zeigt, hat sich die generelle Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit seit 2015 kaum verändert, wohl aber die Intensität des Vertrauens. Der Trend: Beschäftigte fühlen sich zwar nach wie vor überwiegend sicher, doch das starke Grundvertrauen in einen „sehr sicheren Arbeitsplatz“ schwindet.


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