Guten Tag,
der Deal der Woche markiert eine milliardenschwere Expansion im Biotech-Sektor: Novartis übernimmt das US-Unternehmen Avidity Biosciences für rund 12 Mrd. $. Die Transaktion stärkt die Pipeline im Bereich RNA-basierter Therapien und unterstreicht den strategischen Fokus auf innovative Biopharmazeutika.
Währenddessen zeigt eine aktuelle Deloitte-Umfrage die angespannte Stimmung in Österreichs Wirtschaft: hohe Energiepreise, Inflation und Zölle belasten die Unternehmen, die gleichzeitig tiefgreifende Reformen von der Politik fordern, um den Standort zu sichern.
Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:
- BBBank fusioniert mit der PSD Bank Hessen-Thüringen. Durch den Zusammenschluss entsteht ein Institut mit rund 24 Mrd. € Bilanzsumme.
- Airbus, Leonardo und Thales bündeln ihre Satellitenproduktion (Project Bromo) und schaffen einen europäischen Konzern mit 25.000 Mitarbeitern und 6,5 Mrd. € Umsatz.
- SAP prüft laut Insidern einen erneuten Übernahmeversuch des US-Softwareanbieters Blackline, nachdem eine erste Offerte über 4,5 Mrd. $ abgelehnt wurde.
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker
Deal der Woche
Novartis übernimmt Avidity Biosciences für 12 Mrd. $
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis stärkt sein RNA-Therapieportfolio mit der Übernahme des US-Biotechunternehmens Avidity Biosciences. Die Transaktion mit einem Volumen von rund 12 Mrd. $ unterstreicht die strategische Ausrichtung von Novartis auf innovative RNA-basierte Therapien für seltene Krankheiten.
Covington & Burling LLP beriet Novartis bei der Transaktion. Auf der Verkäuferseite agierten Goldman Sachs & Co. und Barclays Capital Inc. als Finanzberater sowie Kirkland & Ellis LLP als Rechtsberater.
Die Akquisition positioniert Novartis noch stärker im Bereich Biotech-Innovationen und setzt ein klares Signal für großvolumige strategische Übernahmen im Gesundheitssektor.
Wirtschaftslage drückt Stimmung – Unternehmen fordern Reformen
Steigende Energiepreise, Inflation und ein ungelöster Zollkonflikt mit den USA belasten die Wettbewerbsfähigkeit in Österreich massiv. Laut dem Deloitte Unternehmensbarometer 2025 schätzen nur 42 % der Führungskräfte die Stimmung im eigenen Unternehmen als positiv, während über zwei Drittel eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage erwarten.
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist deutlich gesunken: Der Grafik unten zufolge wollen lediglich 10 % ihre Investitionen in den kommenden sechs Monaten steigern. Dagegen planen 34 % Kürzungen, und mehr als die Hälfte (52 %) will auf dem aktuellen Niveau verharren. Diese Zurückhaltung signalisiert eine verfestigte Unsicherheit und bedroht langfristig das Wachstum.

In der Umfrage fordern die Unternehmen klare Reformen: Inflationsbekämpfung, Bürokratieabbau, Senkung der Lohnnebenkosten und eine Pensionsreform stehen ganz oben auf der Agenda. Deloitte-CEO Harald Breit betont, dass oberflächliche Maßnahmen nicht ausreichen – nur ein entschlossenes Handeln von Politik und Wirtschaft könne Österreichs Standort nachhaltig stärken.
Mensch bleibt das größte Risiko in der Cybersicherheit
Die A1 Business Security Studie 2025 bestätigt: Fast jedes zweite Unternehmen sieht das unvorsichtige Verhalten von Mitarbeiter:innen als größte Gefahr – noch vor KI-Angriffen (45 %) und veralteten Systemen (44 %). Kleine Betriebe sind besonders anfällig, da sie ihre IT-Sicherheit oft nur intern abwickeln und damit ein höheres Risiko eingehen.
Neben diesen Bedrohungen rückt die Regulierung stärker in den Fokus. Die Grafik unten aus der Studie zeigt, dass 65 % der NIS2-betroffenen Unternehmen und sogar 75 % der DORA-betroffenen Unternehmen bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt haben. Nur eine Minderheit hat sich bisher gar nicht mit den Richtlinien beschäftigt – Handlungsdruck ist also klar erkennbar.

Parallel dazu steigt die Sorge vor KI-gestützten Angriffen: 84 % erwarten mehr Phishing, 82 % rechnen mit KI-Attacken. Damit wird digitale Souveränität zu einer Standortfrage – 78 % der Firmen denken über europäische Cloud-Lösungen nach, um Risiken durch den US CLOUD Act zu vermeiden.
Weltweite CEO-Fluktuation auf Tiefststand
Die jüngste Ausgabe des Global CEO Turnover Index von Russell Reynolds zeigt, dass die weltweite Ernennung neuer Vorstandsvorsitzender so niedrig ist wie seit mindestens sieben Jahren nicht mehr.
Im ersten Halbjahr 2025 wurden lediglich 114 neue CEOs in den Unternehmen der 13 wichtigsten internationalen Indizes ernannt – ein Rückgang um 19 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark gebremst hat die Technologiebranche, in der die Fluktuation von knapp 7 % (Q2 2024) auf nur noch 1 % gefallen ist.
Die beigefügte Grafik verdeutlicht, dass der Anteil an Incoming CEOs branchenübergreifend im ersten Halbjahr 2025 einen Tiefpunkt erreicht hat. Unternehmen setzen in Zeiten multipler Krisen verstärkt auf Stabilität statt Risiko und rekrutieren vermehrt intern – der Anteil intern ernannter CEOs kletterte auf 81 %. Auffällig ist auch der Rückgang des Frauenanteils bei Neubesetzungen, der von 16 % Ende 2024 auf nur noch 6 % abgesackt ist.

Bürgergeld unter Druck
Das Anfang 2023 eingeführte Bürgergeld prägt die Debatte um soziale Sicherung – und soll nach nur drei Jahren wieder abgeschafft werden. Für Alleinstehende liegt der monatliche Regelsatz bei 563 €, hinzu kommen Kosten für Unterkunft, die regional stark variieren. Viele Empfänger bleiben jedoch langfristig im System: Über zwei Millionen Menschen beziehen die Leistung bereits seit mehr als vier Jahren.
Die finanziellen Belastungen für den Bund sind erheblich. Laut BMF-Grafik stiegen die Ausgaben für Grundsicherung von rund 30 Mrd. € im Jahr 2014 auf zuletzt über 50 Mrd. €. Allein 2024 entfielen 29 Mrd. € auf Direktzahlungen und 12 Mrd. € auf Wohnkosten – ein klarer Indikator für die wachsende Bedeutung des Systems.

Gleichzeitig steht die Wirksamkeit in Frage: Laut einer Umfrage geben drei von vier Empfängern an, dass die Mittel nicht für ein würdevolles Leben reichen. Damit bleibt das Bürgergeld sowohl sozialpolitisch als auch fiskalisch eines der am stärksten umstrittenen Themen der Ampel-Ära.
Marktgerüchte
- Telefónica prüft laut Insidern eine engere Zusammenarbeit mit United Internet und erwägt sogar eine Übernahme von 1&1. Gespräche zwischen beiden Konzernen sollen bereits stattfinden.
- LEG-Chef Lars von Lackum sieht im deutschen Wohnungsmarkt weiteres Potenzial für Übernahmen und Fusionen. Angesichts des geringen Marktanteils seines Unternehmens hält er zusätzliche Konsolidierungen für wahrscheinlich.
- Laut Insidern prüft SAP einen neuen Übernahmeversuch des US-Softwareanbieters Blackline, nachdem eine erste Offerte über 4,5 Mrd. $ abgelehnt wurde. Die beiden Firmen arbeiten bereits seit Längerem eng zusammen.
- Der Aufsichtsrat der Commerzbank prüft ein Treffen des früheren CEOs Manfred Knof mit Unicredit-Chef Andrea Orcel. Es geht um die Frage, ob Knof das Gremium hätte informieren müssen – mögliche haftungsrechtliche Konsequenzen stehen im Raum.
- Der Winterthurer Maschinenbauer Rieter stürzt in die Krise: Der Umsatz bricht 2025 auf 700 Mio. € ein, das Nettoergebnis wird negativ. Die Zahlen folgen nur Wochen nach einer Kapitalerhöhung.
- Die Hypothekarbank Lenzburg kämpft mit Problemen nach der Übernahme von Swiss Bankers. Die Integration drückt Gewinn und Kosten, CFO Stefan Meyer geht Anfang 2026.
- UBS steht wegen Altlasten wie dem drohenden 17-Mrd.-AT1-Debakel, Greensill- und First-Brands-Verlusten sowie Klagen unter Druck. Bloomberg spekuliert, die Bank könnte ein Übernahmeziel für US-Großbanken wie Morgan Stanley oder JPMorgan werden – bislang ohne Interesse der Amerikaner.
- Telefónica Deutschland erwägt laut Handelsblatt eine engere Zusammenarbeit mit 1&1, langfristig sogar eine Übernahme durch die spanische Mutter. Hintergrund sind 5G-Ausbauprobleme bei 1&1 und geringe Netzauslastung bei Telefónica.
M&A-Nachrichten
- EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstützt den Vorstoß von Kanzler Merz für eine europäische Börse und die Vollendung der Kapitalmarktunion. Ziel ist es, Unternehmensfinanzierungen zu beschleunigen und Kapitalmärkte effizienter zu gestalten.
- Nach der angekündigten Übernahme der Nürnberger Versicherung erläutert die Vienna Insurance Group ihre Pläne: Vorstand, Marke und Standort sollen bestehen bleiben. Der Vollzug ist für Mitte 2026 vorgesehen.
- Die Vienna Insurance Group hat sich bereits vor Beginn ihres offiziellen Übernahmeangebots über 90 % der Nürnberger-Anteile gesichert. Aktionäre können ihre Papiere nun bis zum 21. November für je 120 € andienen.
- Das Grazer LegalTech Iurio tritt nach dem Exit 2024 künftig unter dem Namen Docpit auf. Mit den Submarken Iurio, Taxpoint und Dealpoint will das Unternehmen Anwälte, Steuerberater und M&A-Berater gezielt adressieren und sich europaweit breiter aufstellen.
- Warburg Pincus zahlt für die Übernahme von PSI Software ein ungewöhnlich hohes Multiple, will das Unternehmen jedoch langfristig zum SaaS-Anbieter entwickeln.
- Fortec Elektronik übernimmt die restlichen Anteile an Advantec Electronics und bündelt das Geschäft künftig unter Fortec Benelux.
- German Underwriting (MRH Trowe-Gruppe) beteiligt sich an Pantheon Underwriters und erweitert damit seine Vertriebswege im Markt für Transaktionsversicherungen.
- Smart Reporting übernimmt Fluency for Imaging und tritt künftig unter Jacobian™ auf. Ziel ist es, Workflows und KI-Technologien in der diagnostischen Bildgebung zu vereinen.
Personalien
- Der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders übernimmt ab November den Vorsitz des Verwaltungsrats beim Panzerbauer KNDS. Er soll die deutsch-französische Gruppe enger zusammenführen und den Wachstumskurs vorantreiben.
- Nach der Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Media for Europe tauscht die Berlusconi-Holding den gesamten Vorstand aus. Vorstandschef Bert Habets wird durch Marco Giordani ersetzt.
- Das Wiener Pharma-Startup Complex Pharmaceuticals hat sein Management-Team komplettiert. Neben General Manager Christoph Reinwald gehören nun Claudia Turetschek (F&E, Business Development) und Pia Fischer-Windsteig (Qualität, Medical Affairs) zur Führung.
- Die neue Eigentümerin Media for Europe (MFE) setzt mit Marco Giordani einen engen Vertrauten von Pier Silvio Berlusconi als CEO von ProSiebenSat.1 ein. Damit verstärkt MFE ihre Kontrolle über den deutschen Medienkonzern.
- Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner steigt als Senior Advisor bei der Beratungsfirma Teneo ein, die Unicredit im Übernahmekampf um die Commerzbank unterstützt. In Berlin wird nun ein möglicher Interessenkonflikt geprüft.
- Damian Jaworski wird neuer Exekutivdirektor der EU-Versicherungsaufsicht Eiopa und folgt damit auf ein italienisches Mitglied der Behörde.
- Souâd Benkredda, Kapitalmarktvorständin der DZ Bank, übernimmt den Vorsitz des Bankenausschusses bei der Industrie‑ und Handelskammer Frankfurt am Main – als erste Frau in diesem Ehrenamt.
- Ex-Thyssenkrupp-Manager Bernhard Osburg soll bei DB Cargo das Vorstandsressort Güterverkehr übernehmen. Zudem stehen mit Karin Dohm (Finanzen) und Harmen van Zijderveld (Regionalverkehr) weitere Wechsel im Bahnvorstand an.
- Fidelity International ernennt Ulrich Sponer zum Head of Wholesale Germany und löst damit die bisherige Doppelspitze in diesem Bereich auf.
- Bosch hat den Vertrag von CEO Stefan Hartung bis 2031 verlängert. Der Konzern setzt damit inmitten von Stellenabbau und Herausforderungen in der Autoindustrie auf Kontinuität an der Spitze.
- BASF erweitert seinen Vorstand ab Mai 2026 von fünf auf sechs Mitglieder. Neu hinzukommen Mary Kurian und Livio Tedeschi, während Michael Heinz in den Ruhestand geht.
- Dirk Schulte, Arbeitsdirektor und Personalvorstand von Thyssenkrupp Steel, scheidet überraschend mitten in den laufenden Sozialplan-Verhandlungen aus.
- Volkswagen ernennt Karsten Schnake zum neuen Beschaffungsvorstand der Kernmarke VW. Er folgt am 1. November auf Dirk Große-Loheide, der im Rahmen einer Altersregelung ausscheidet. Der Wechsel fällt in eine Phase, in der die Autoindustrie mit Lieferengpässen bei Halbleitern kämpft, steht laut VW aber in keinem Zusammenhang mit den aktuellen Problemen rund um Nexperia.
- UBS baut ihre Konzernleitung im Zuge der Credit-Suisse-Integration um. Beatriz Martin wird Anfang 2026 neue COO und gilt damit als mögliche Nachfolgerin von CEO Sergio Ermotti. Markus Ronner soll zum Vizepräsidenten des Verwaltungsrates aufrücken, während seine bisherigen Aufgaben auf Michelle Bereaux und Todd Tuckner verteilt werden.
- Audi beruft den früheren Volvo-Manager Dieter Dehoorne Anfang 2026 zum neuen Einkaufsvorstand. Der Belgier bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in globalen Lieferketten mit und kommt vom dänischen Windkraftanlagenbauer Vestas. Er folgt auf Renate Vachenauer, womit nach ihrem Abgang keine Frau mehr im Audi-Vorstand vertreten ist.
- Franklin Templeton ernennt Martin Lück zum neuen Chefstrategen für Deutschland und Österreich. Der renommierte Ökonom war zuvor viele Jahre Chefstratege bei Blackrock und gilt als einer der bekanntesten Kapitalmarktkommentatoren im deutschsprachigen Raum.
- Sigrid Nikutta soll nach fast sechs Jahren als Chefin von DB Cargo abberufen werden. Ihre bisherigen Sanierungsbemühungen für die kriselnde Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn konnten offenbar nicht überzeugen.
Kapitalrunden
- Der Berliner Lieferdienst Flink verhandelt mit potenziellen Investoren, darunter offenbar auch Amazon. Ziel ist eine Kapitalaufnahme von unter 100 Mio. €, um das Wachstum zu finanzieren.
- Der deutsche Prothesenhersteller Ottobock investiert im Rahmen einer Kapitalerhöhung erneut in Onward Medical und bleibt damit größter Anteilseigner des niederländischen Medtech-Unternehmens.
- Das Wiener Scaleup refurbed hat eine Finanzierungsrunde über 50 Mio. € abgeschlossen. Mit dem Kapital will das Unternehmen seine Expansion in weitere europäische Märkte vorantreiben und die Präsenz in Großbritannien ausbauen.
Jens Hohnwald