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4,6-Mrd.-€-Deal & Nullwachstum

Germany 12 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

der Deal der Woche markiert eine strategische Neuordnung im europäischen Glücksspielmarkt: Die Banijay Group übernimmt die Mehrheitsbeteiligung am Sportwettenanbieter Tipico, bewertet mit rund 4,6 Mrd. €, und steigt damit in die Top-Liga der Online-Gaming-Konzerne auf.

Währenddessen zeigt der erste Konjunkturbericht des Herbstes erneut Ernüchterung: Die deutsche Wirtschaft stagniert – das BIP verharrt bei 0,0%, und eine Trendwende bleibt trotz politischer Ankündigungen aus.

Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:

  1. Copeland übernimmt SPH Sustainable Process Heat und erweitert sein Portfolio industrieller Wärmepumpenlösungen in Europa.
  2. Asolvi AS kauft das deutsche Softwareunternehmen Foxtag und stärkt seine Präsenz im DACH-Markt für Field-Service-Management.
  3. Novartis bestätigt die 12-Mrd.-US-$-Übernahme von Avidity Biosciences, um eine zukunftsorientierte RNA-Pipeline gegen bevorstehende Patentabläufe abzusichern.

Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Vielen Dank fürs Lesen.



Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Banijay Group übernimmt Mehrheitsbeteiligung an Tipico Group (Unternehmenswert ca. 4,6 Mrd. €)

TMT

Banijay Group

Hambach & Hambach (München)

Latham & Watkins LLP; Weil, Gotshal & Manges LLP

02

Vogel Communications Group kauft Axel Springer Corporate Solutions und baut ihr B2B-Content-Marketing aus.

Business Services

Vogel Communications Group GmbH & Co. KG

n.a.

n.a.

03

Copeland übernimmt SPH Sustainable Process Heat und erweitert sein Industrie-Wärmepumpenportfolio.

Industrial

Copeland

Baker McKenzie (Lead: Dr. Florian Kästle, Daniel Dehghanian)

n.a.

04

Majelan X akquiriert Gestigon, um das Konzept des Emotional Cockpit im Automotive-Bereich voranzutreiben.

TMT

Majelan

n.a.

Grant Thornton

05

Asolvi AS erwirbt Foxtag und stärkt damit sein Field-Service-Softwaregeschäft in der DACH-Region.

TMT

Asolvi AS

Mayer Brown (Düsseldorf)

n.a.

06

DyeMansion übernimmt das Münchner Vapor-Smoothing-Startup ASM zur Ergänzung seines 3D-Druck-Portfolios.

Industrial

DyeMansion GmbH

n.a.

n.a.

07

Babbel kauft Wellspent, um dessen Fokus-Technologie in die Sprachlern-App zu integrieren.

TMT

Babbel GmbH

n.a.

n.a.

08

MSA Safety übernimmt M&C TechGroup (Ratingen) für rund 200 Mio. US-$

Manufacturing

MSA Safety Incorporated

K&L Gates LLP

Livingstone Partners

09

Fork & Good übernimmt Orbillion Bio und bündelt Technologien für kultiviertes Rind- und Schweinefleisch.

Healthcare/pharma

Fork & Good

n.a.

n.a.

10

IBM übernimmt Txture GmbH und stärkt das Hybrid-Cloud-Modernisierungsportfolio

TMT

IBM Corporation

Hogan Lovells; Binder Grösswang

n.a.


Deal der Woche

Banijay übernimmt Tipico: Milliarden-Deal formt Europas Sportwettenmarkt neu

Der französische Entertainment-Konzern Banijay übernimmt die Mehrheitsbeteiligung am deutschen Sportwettenanbieter Tipico (Bewertung ca. 4,6 Mrd. €) und steigt damit schlagartig zu einem der größten Player im europäischen Glücksspielmarkt auf. Durch die geplante Zusammenführung mit Betclic entsteht der viertgrößte Online-Sportwettenanbieter Europas, während CVC als Minderheitsgesellschafter beteiligt bleibt.

Die Transaktion zählt zu den größten Gaming-Deals der vergangenen Jahre und zeigt die fortschreitende Konsolidierung im regulierten Online-Wettmarkt. Für Tipico bedeutet der Einstieg eines globalen Entertainment-Konzerns neue Skalierungsmöglichkeiten, während Banijay seinen Zugang zum digitalen Umsatzwachstum stärkt.

Beim Verkauf waren Latham & Watkins für das gesamte Verkäuferkonsortium sowie Weil, Gotshal & Manges für die Tipico-Gründer mandatiert. Die regulatorische Transaktions- und Glücksspielrechtberatung übernahm Hambach & Hambach in München.


Deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle

Wie das Statistische Bundesamt meldet, ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2025 erneut nicht gewachsen – nach einem Rückgang von -0,2 % im Vorquartal. Damit bleibt die Wirtschaftsleistung auf dem Niveau von 2019 und verpasst erneut eine Trendwende. Mehrere Konjunkturforscher sprechen bereits von einer „verlorenen Dekade“ für den Standort.

Die Grafik unten aus einer Analyse des Handelsblatts zeigt die Entwicklung des BIP seit Anfang 2024: Auf einen kurzen Aufschwung im ersten Halbjahr 2025 folgte ein erneuter Einbruch, der jetzt in einem Wachstum von exakt 0,0 % mündet. Deutschland entgeht damit nur knapp einer technischen Rezession. Die Stagnation fällt zudem schwächer aus, als Wirtschaftsinstitute erwartet hatten, die noch +0,2 % prognostizierten.

Die Ursachen sind laut Expert:innen klar: geopolitische Risiken für die Exportwirtschaft, strukturelle Investitionsschwäche und mangelnde wirtschaftspolitische Impulse. Selbst die Bundesregierung rechnet 2025 nur mit +0,2 % Wachstum, bevor frühestens 2026 eine Erholung einsetzen soll. Die zentrale Frage bleibt, ob Reformrhetorik in den kommenden Monaten in realwirtschaftliche Wirkung umschlägt.


Überstunden werden zur neuen Normalität

Laut dem aktuellen DGB-Index Gute Arbeit leisten 44 % der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig Überstunden, ein Großteil davon unbezahlt. Besonders betroffen sind Homeoffice-Beschäftigte: Während ohne Remote-Work nur 31 % mehr als eine Überstunde pro Woche machen, sind es im Homeoffice 52 %. Die Gewerkschaften sprechen von einer „stillen Arbeitszeitverlängerung“ – oft ohne Vergütung oder Zeitausgleich.

Auffällig ist der Zusammenhang zwischen Qualifikation und Mehrarbeit: Bei einfachen Tätigkeiten kommen 66 % ohne Zusatzstunden aus – bei akademisch geforderten Jobs nur 42 %. Auch psychischer Druck wirkt als Treiber: Beschäftigte, die sich oft gehetzt fühlen, machen mehr als doppelt so häufig über fünf Überstunden pro Woche wie jene ohne Zeitstress.

Die Grafik unten aus dem DGB-Report zeigt, wie stark sich die gewünschte Wochenarbeitszeit von Männern und Frauen unterscheidet – und dass fast niemand mehr als 48 Stunden arbeiten will. Während 59 % der Männer eine klassische 40-Stunden-Woche wählen würden, bevorzugen Frauen deutlich häufiger Teilzeitmodelle bis 30 Stunden. Der Befund verstärkt die politische Debatte um steuerliche Überstundenanreize und die mögliche Aufweichung der 8-Stunden-Regelung – ein Schritt, den Gewerkschaften als “gesundheitspolitisch gefährlich” kritisieren


Frauen in Führung: Wahrnehmung steigt, Fortschritt bleibt aus

Der Frauenanteil in deutschen Führungsetagen stagniert seit 2014 bei rund 29 % – deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 35,2 %. Länder wie Schweden (44,4 %) und Lettland (43,4 %) zeigen, dass strukturelle Fortschritte möglich sind, während Deutschland im unteren Drittel verharrt. Von einem echten Wandel kann trotz jahrelanger Debatte keine Rede sein.

Parallel dazu zeigt eine neue Studie des Capgemini Research Institute, dass die Mehrheit der Führungskräfte Frauen inzwischen als gleich effektiv einschätzt: 77 % insgesamt, 80 % unter Männern. In Branchen wie Energie, High-Tech oder Life Sciences liegt der Wert sogar über 80 %. Die Anerkennung ist also da – nur die Umsetzung fehlt.

Die Grafik unten unterstreicht den Widerspruch: hohe Zustimmung zur Führungsstärke von Frauen, aber kaum reale Aufstiegsdynamik. Die Lücke zwischen Haltung und Handlung bleibt ein Kernproblem – solange Karrierewege nicht transparenter und familienfreundlicher werden, bleibt die Chefetage mehrheitlich männlich.


Firmen blicken pessimistisch auf 2026 – jede dritte plant Stellenabbau

Die jüngste IW-Konjunkturumfrage unter knapp 2.000 Unternehmen zeigt: 36 % der Firmen wollen 2026 Personal abbauen, nur 18 % planen neue Jobs. Besonders hart trifft es die Industrie, in der 41 % der Betriebe mit Stellenabbau rechnen. Von einer konjunkturellen Erholung ist also weiterhin keine Spur.

Auch bei den Investitionen herrscht Zurückhaltung: 33 % wollen weniger investieren, nur 23 % mehr – die seit 2022 anhaltende Investitionsflaute setzt sich fort. Das IW warnt vor einer „dauerhaften Erosion der industriellen Basis“, sollte die Politik nicht gegensteuern. Die erwartete Wirtschaftswende bleibt damit weiter aus.

Der Chart zeigt klar, wohin die Stimmung kippt: In fast allen Kategorien überwiegen negative Erwartungen, vom Personal über Produktion bis zu Investitionen. Nur ein Viertel der Unternehmen rechnet überhaupt mit Wachstum – Optimismus ist zur regionalen Ausnahme geworden. Die Sorge: Ohne Reformen droht 2026 erneut ein verlorenes Jahr für den Standort Deutschland.


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