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Merck übernimmt Verona, Insolvenzen auf Rekordhoch

Germany 11 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

der Deal der Woche zeigt die strategische Neuausrichtung eines internationalen Pharmakonzerns: Merck übernimmt das britische Biotechunternehmen Verona Pharma für rund US$ 10 Milliarden und vollzieht damit die größte Akquisition seit 2023. 

Währenddessen verschärft sich die Lage am deutschen Insolvenzmarkt: Laut dem aktuellen IWH-Insolvenztrend erreichte die Zahl der Unternehmenspleiten im zweiten Quartal 2025 den höchsten Stand seit zwanzig Jahren. 

Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:

  1. Der US-Konzern Wabtec übernimmt den Bahnsensorenhersteller Frauscher für € 675 Millionen und erweitert damit seine Präsenz im europäischen Bahnmarkt.
  2. Kraft Heinz plant eine Aufspaltung des Geschäfts, um Marken wie Heinz-Ketchup künftig separat zu führen und so den Unternehmenswert zu steigern.
  3. Der Heise Verlag übernimmt per Asset-Deal den Geschäftsbetrieb des insolventen Online-Händlers Mindfactory. 

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Bechtle übernimmt den spanischen IT-Dienstleister Grupo Solutia

Business Services

Bechtle

CMS (Rechtsberatung); RSM Ebner Stolz (Finanzprüfung)

n.a.

02

Ferrero übernimmt US-Frühstücksflockenhersteller WK Kellogg für US$ 3,1 Milliarden

Consumer

Ferrero

Lazard (Finanzberatung)

LLC (Finanzberatung); Kirkland & Ellis LLP (Rechtsberatung)

03

Capol (Freudenberg Gruppe) übernimmt den Aromastoff-Anbieter Curt Georgi

Consumer

Capol

CMS

n.a.

04

Merck übernimmt britische Verona Pharma für US$ 10 Milliarden

Healthcare/pharma

Merck & Co.

Goldman Sachs; Guggenheim Securities

Centerview Partners; Citigroup

05

Der US-Konzern Wabtec übernimmt den Bahnsensorenhersteller Frauscher für € 675 Millionen

Industrial

Wabtec

Jones Day

n.a.

06

Gesco übernimmt den Hydraulik-Spezialisten Eckart rückwirkend zum Januar 2025

Industrial

Gesco

Backer Tilly

Taurus Advisory

07

Aurelius hat die Hanseyachts AG nach 14 Jahren verkauft. Die Anteile gehen an CEO Hanjo Runde und den ehemaligen Bavaria-Chef Lutz Henkel.

Industrial

Hanjo Runde (CEO) und Lutz Henkel

n.a.

n.a.

08

Helvetia und Baloise fusionieren zur Stärkung ihrer Marktposition in Europa

Insurance

Helvetia Holding AG

n.a.

n.a.

09

Jacobs-Familie übernimmt Mehrheit am Schweizer Immobilienberater Pom+

Real estate

White Peaks Capital

Bär & Karrer (Rechtsberatung), OMMAX (Transaktionsberatung)

n.a.

10

Zalando übernimmt Online-Modehändler About You vollständig

Retail

Zalando

J.P. Morgan (Finanzberatung); Sullivan & Cromwell (Rechtsberatung); FGS Global (Kommunikationsberatung)

n.a.

11

US-Unternehmen Apryse übernimmt Scanbot SDK von Frank Thelen

TMT

Apryse

Hengeler Mueller (deutsche Rechtsberatung); Choate, Hall & Stewart LLP (US-Rechtsberatung)

n.a.

Deal der Woche 

Merck übernimmt Verona Pharma für US$ 10 Milliarden

Der Pharmakonzern Merck tätigt seinen größten Zukauf seit 2023: Für rund US$ 10 Milliarden übernimmt Merck das britische Biotechunternehmen Verona Pharma. Die Transaktion stärkt Mercks Pipeline im Bereich Atemwegserkrankungen, insbesondere durch das zugelassene COPD-Medikament Ohtuvayre, das bis Mitte der 2030er Jahre jährliche Umsätze im Milliardenbereich generieren soll.

Die Übernahme erfolgt zu einem Preis von US$ 107 pro Aktie, was einem Aufschlag von 23 % auf den letzten Börsenkurs entspricht. Verona bleibt zunächst ein eigenständiges Unternehmen unter dem Dach von Merck. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden.

Merck wurde bei der Transaktion finanziell von Goldman Sachs, Guggenheim Securities und Citi beraten. Die rechtliche Beratung übernahm Freshfields. Auf Seiten von Verona begleiteten Centerview Partners als exklusiver Finanzberater und Latham & Watkins als Rechtsberater den Deal.

Markttrends

Anhaltender Anstieg bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland

Trotz eines leichten Rückgangs im Juni verzeichnete das zweite Quartal 2025 laut dem IWH-Insolvenztrend die höchste Zahl an Insolvenzen von Kapital- und Personengesellschaften seit über 20 Jahren. Mit 4.524 betroffenen Unternehmen wurde sogar der bisherige Höchststand aus dem ersten Quartal übertroffen und die Jahre der globalen Finanzkrise in den Schatten gestellt.

Wie die aktuelle Auswertung des IWH zeigt, lagen die Insolvenzzahlen im Juni um 23 % über dem Vorjahresmonat und sogar 50 % über dem Vor-Corona-Durchschnitt von 2016 bis 2019 (siehe Grafik).

Besonders betroffen waren die Industrie, der Handel sowie das Hotel- und Gastgewerbe – Branchen, die häufig auch Ziel- oder Lieferkettenrelevanz für M&A-Transaktionen besitzen. Für Investoren und Berater im DACH-Raum ist dieser Trend somit ein Signal für wirtschaftliche Risiken, aber auch für potenzielle Konsolidierungsmöglichkeiten und Asset-Deals.

Immaterielle Investitionen überholen traditionelle Anlagen

Investitionen in immaterielle Werte wie Software, Forschung und Entwicklung wachsen deutlich schneller als Ausgaben für Maschinen oder Fabriken. Laut dem aktuellen Weltinvestitionsbericht der WIPO (Juli 2025) sind sie in 27 führenden Volkswirtschaften seit 2008 im Schnitt dreieinhalbmal so stark gestiegen wie materielle Investitionen. Die USA liegen mit Abstand vorn, während Deutschland 2024 von Frankreich auf Platz drei verdrängt wurde.

Wie die obige Grafik zeigt, sind die materiellen Investitionen in Deutschland – als einziges Land im Vergleich – stagnierend. Für den M&A-Markt in der DACH-Region bedeutet dies eine wachsende Relevanz immaterieller Vermögenswerte. Unternehmen, die einen starken Fokus auf Software, Innovation oder geistiges Eigentum legen, werden als Übernahmeziele immer attraktiver.

Start-up-Gründungen ziehen wieder an

Die Zahl der Neugründungen von Start-ups in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 um 9 % gestiegen und liegt mit 1.500 Neugründungen auf einem der höchsten Halbjahreswerte seit 2019.

Besonders stark wuchsen die Gründungszahlen in Sachsen (+71 %), Bayern (+23 %) und Nordrhein-Westfalen (+16 %), was auf eine zunehmende Verbreitung der Innovationsdynamik außerhalb der bekannten Hotspots wie Berlin und München hindeutet.

Der Aufwärtstrend zeigt sich auch in der Branchenvielfalt: Neben dem traditionell starken Softwaresektor (+16 %) legten auch industrielle Start-ups im Zuge der KI-Welle um 29 % zu. Die Wiederbelebung der Segmente E-Commerce (+14 %) und Food (+44 %) deutet zudem auf eine Stabilisierung im B2C-Bereich hin.

Für den M&A-Markt ist das ein positives Signal, denn das wachsende Ökosystem junger Unternehmen schafft neue Targets und Exit-Möglichkeiten für Investoren.

Beratungsunternehmen verzeichnen ein kontinuierliches Wachstum

Laut der aktuellen Lünendonk-Liste konnten die 20 führenden Managementberatungen in Deutschland ihren Umsatz im Jahr 2024 um durchschnittlich 7,5 % steigern. Roland Berger behauptet mit Abstand die Spitzenposition, während Simon-Kucher, d-fine und Horváth auf den Plätzen folgen. Mit Stern Stewart ist zudem ein neuer Player in die Top 10 aufgestiegen.

Wachstumstreiber bleibt das Advisory-Geschäft, das auch für die Big Four immer wichtiger wird. Im M&A-Markt sind diese Entwicklungen hochrelevant: Strategieberatungen spielen eine zentrale Rolle bei Due Diligence, Integration und Transformationsprozessen. Die steigende Nachfrage deutet auf eine weiterhin rege Deal-Aktivität und Transformationsbereitschaft bei Unternehmen in der DACH-Region hin.

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