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der Deal der Woche zeigt die strategische Neuausrichtung eines internationalen Pharmakonzerns: Merck übernimmt das britische Biotechunternehmen Verona Pharma für rund US$ 10 Milliarden und vollzieht damit die größte Akquisition seit 2023.
Währenddessen verschärft sich die Lage am deutschen Insolvenzmarkt: Laut dem aktuellen IWH-Insolvenztrend erreichte die Zahl der Unternehmenspleiten im zweiten Quartal 2025 den höchsten Stand seit zwanzig Jahren.
Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:
- Der US-Konzern Wabtec übernimmt den Bahnsensorenhersteller Frauscher für € 675 Millionen und erweitert damit seine Präsenz im europäischen Bahnmarkt.
- Kraft Heinz plant eine Aufspaltung des Geschäfts, um Marken wie Heinz-Ketchup künftig separat zu führen und so den Unternehmenswert zu steigern.
- Der Heise Verlag übernimmt per Asset-Deal den Geschäftsbetrieb des insolventen Online-Händlers Mindfactory.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker
Deal der Woche
Merck übernimmt Verona Pharma für US$ 10 Milliarden
Der Pharmakonzern Merck tätigt seinen größten Zukauf seit 2023: Für rund US$ 10 Milliarden übernimmt Merck das britische Biotechunternehmen Verona Pharma. Die Transaktion stärkt Mercks Pipeline im Bereich Atemwegserkrankungen, insbesondere durch das zugelassene COPD-Medikament Ohtuvayre, das bis Mitte der 2030er Jahre jährliche Umsätze im Milliardenbereich generieren soll.
Die Übernahme erfolgt zu einem Preis von US$ 107 pro Aktie, was einem Aufschlag von 23 % auf den letzten Börsenkurs entspricht. Verona bleibt zunächst ein eigenständiges Unternehmen unter dem Dach von Merck. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden.
Merck wurde bei der Transaktion finanziell von Goldman Sachs, Guggenheim Securities und Citi beraten. Die rechtliche Beratung übernahm Freshfields. Auf Seiten von Verona begleiteten Centerview Partners als exklusiver Finanzberater und Latham & Watkins als Rechtsberater den Deal.
Markttrends
Anhaltender Anstieg bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
Trotz eines leichten Rückgangs im Juni verzeichnete das zweite Quartal 2025 laut dem IWH-Insolvenztrend die höchste Zahl an Insolvenzen von Kapital- und Personengesellschaften seit über 20 Jahren. Mit 4.524 betroffenen Unternehmen wurde sogar der bisherige Höchststand aus dem ersten Quartal übertroffen und die Jahre der globalen Finanzkrise in den Schatten gestellt.
Wie die aktuelle Auswertung des IWH zeigt, lagen die Insolvenzzahlen im Juni um 23 % über dem Vorjahresmonat und sogar 50 % über dem Vor-Corona-Durchschnitt von 2016 bis 2019 (siehe Grafik).

Besonders betroffen waren die Industrie, der Handel sowie das Hotel- und Gastgewerbe – Branchen, die häufig auch Ziel- oder Lieferkettenrelevanz für M&A-Transaktionen besitzen. Für Investoren und Berater im DACH-Raum ist dieser Trend somit ein Signal für wirtschaftliche Risiken, aber auch für potenzielle Konsolidierungsmöglichkeiten und Asset-Deals.
Immaterielle Investitionen überholen traditionelle Anlagen
Investitionen in immaterielle Werte wie Software, Forschung und Entwicklung wachsen deutlich schneller als Ausgaben für Maschinen oder Fabriken. Laut dem aktuellen Weltinvestitionsbericht der WIPO (Juli 2025) sind sie in 27 führenden Volkswirtschaften seit 2008 im Schnitt dreieinhalbmal so stark gestiegen wie materielle Investitionen. Die USA liegen mit Abstand vorn, während Deutschland 2024 von Frankreich auf Platz drei verdrängt wurde.

Wie die obige Grafik zeigt, sind die materiellen Investitionen in Deutschland – als einziges Land im Vergleich – stagnierend. Für den M&A-Markt in der DACH-Region bedeutet dies eine wachsende Relevanz immaterieller Vermögenswerte. Unternehmen, die einen starken Fokus auf Software, Innovation oder geistiges Eigentum legen, werden als Übernahmeziele immer attraktiver.
Start-up-Gründungen ziehen wieder an
Die Zahl der Neugründungen von Start-ups in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 um 9 % gestiegen und liegt mit 1.500 Neugründungen auf einem der höchsten Halbjahreswerte seit 2019.

Besonders stark wuchsen die Gründungszahlen in Sachsen (+71 %), Bayern (+23 %) und Nordrhein-Westfalen (+16 %), was auf eine zunehmende Verbreitung der Innovationsdynamik außerhalb der bekannten Hotspots wie Berlin und München hindeutet.
Der Aufwärtstrend zeigt sich auch in der Branchenvielfalt: Neben dem traditionell starken Softwaresektor (+16 %) legten auch industrielle Start-ups im Zuge der KI-Welle um 29 % zu. Die Wiederbelebung der Segmente E-Commerce (+14 %) und Food (+44 %) deutet zudem auf eine Stabilisierung im B2C-Bereich hin.
Für den M&A-Markt ist das ein positives Signal, denn das wachsende Ökosystem junger Unternehmen schafft neue Targets und Exit-Möglichkeiten für Investoren.
Beratungsunternehmen verzeichnen ein kontinuierliches Wachstum
Laut der aktuellen Lünendonk-Liste konnten die 20 führenden Managementberatungen in Deutschland ihren Umsatz im Jahr 2024 um durchschnittlich 7,5 % steigern. Roland Berger behauptet mit Abstand die Spitzenposition, während Simon-Kucher, d-fine und Horváth auf den Plätzen folgen. Mit Stern Stewart ist zudem ein neuer Player in die Top 10 aufgestiegen.

Wachstumstreiber bleibt das Advisory-Geschäft, das auch für die Big Four immer wichtiger wird. Im M&A-Markt sind diese Entwicklungen hochrelevant: Strategieberatungen spielen eine zentrale Rolle bei Due Diligence, Integration und Transformationsprozessen. Die steigende Nachfrage deutet auf eine weiterhin rege Deal-Aktivität und Transformationsbereitschaft bei Unternehmen in der DACH-Region hin.
Marktgerüchte
- Kraft Heinz plant laut einem Medienbericht die Aufspaltung seines Geschäfts. Die traditionsreiche Lebensmittelmarke will Produkte wie Soßen und Aufstriche, darunter Heinz-Ketchup, in einer neuen Struktur führen, um den Unternehmenswert zu steigern.
- Im Übernahmestreit zwischen Unicredit und Banco BPM hat ein Gericht mehrere Auflagen gekippt, aber die Pflicht zum Rückzug aus dem Russland-Geschäft bleibt bestehen. Die Regierung ist skeptisch.
- Das Bundeswirtschaftsministerium prüft den Einstieg des italienischen Konzerns Snam bei Open Grid Europe, da über eine chinesische Beteiligung an Snam ein Zugriff auf das deutsche Gasnetz drohen könnte. Der Deal sorgt in Berlin für Bedenken.
- Trotz Forderungen von Investoren hält Siemens an “Mobility” fest und investiert € 250 Millionen in die modernisierte Zugfertigung in München-Allach. Der Konzern sieht darin einen strategischen Schritt zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.
- Die EU-Kommission will Italien wegen Auflagen bei der Unicredit-Übernahme der Banco BPM rügen. Brüssel sieht darin einen Verstoß gegen EU-Recht und erwägt ein Vertragsverletzungsverfahren.
- Vor dem möglichen Einstieg des norwegischen Staatsfonds bei Tennet Deutschland fordert die SPD eine strategische Beteiligung des Bundes. Das Wirtschaftsministerium prüft den Fall, während die Union skeptisch bleibt.
- Vontobel Asset Management verzeichnet massive Mittelabflüsse im ersten Halbjahr 2025. Der Turnaround unter CEO Christel Rendu bleibt aus. Spekulationen über einen Verkauf dementiert die Bank.
- Der norwegische Staatsfonds GPFG prüft laut Handelsblatt-Informationen eine milliardenschwere Investition in deutsche Stromnetzbetreiber wie Tennet und Amprion. Ziel ist eine Beteiligung an Kapitalerhöhungen im Rahmen der Energiewende.
- Unicredit hat ihren Anteil an der Commerzbank auf rund 20 % erhöht. Die Bundesregierung kritisiert dies als “unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen” und betont die Bedeutung der Eigenständigkeit der Bank.
- Im Bieterkampf um ProSiebenSat.1 signalisiert MFE eine Angebotserhöhung frühestens nach dem 31. Juli. Gespräche mit PPF sind erst nach Ablauf der Angebotsfristen denkbar.
- Die Firmenchallenge Österreich und die NÖ-Firmenchallenge kooperieren zur Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz und unterstützen den niederösterreichischen Nachwuchssport. Teilnehmende Betriebe profitieren von vergünstigtem Zugang zu einem Gesundheitsprogramm.
- T-Mobile US hat alle Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) beendet, um zwei Übernahmen zu erleichtern. Auch die deutsche Muttergesellschaft Deutsche Telekom ist betroffen.
M&A-Nachrichten
- Die US-Behörden haben zwei milliardenschwere Übernahmen von T-Mobile US genehmigt, darunter der Kauf großer Teile von UScellular und des Internetanbieters Metronet. Die Zustimmung erfolgte nach dem Rückzug von Diversity-Programmen bei T-Mobile auf politischen Druck hin.
- Der US-Infrastrukturinvestor Stonepeak steigt beim Münchener Unternehmen Ifco ein. Die Bewertung des Klappkistenherstellers liegt bei rund € 5,5 Milliarden.
- Das Joint Venture von Rheinmetall und Leonardo hat das niedrigste Angebot für die Iveco-Defence-Sparte abgegeben (rund € 1,6 Mrd. inkl. Schulden). Trotz des Preises gilt das Konsortium wegen politischer Unterstützung als Favorit.
- Nach dem geplatzten Verkauf an TPG übernimmt nun ein Infrastrukturfonds der Partners Group selbst die Mehrheit am Energiedienstleister Techem. Die Bewertung liegt bei € 6,7 Milliarden. Auch GIC, Mubadala und TPG bleiben investiert.
- Heise übernimmt den Geschäftsbetrieb des insolventen Online-Händlers Mindfactory per Asset-Deal. Der Standort und alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben, die Übernahme steht noch unter Vorbehalt des Kartellamts.
- Grant Thornton US und UK sollen laut Financial Times ein Angebot für die deutsche Grant-Thornton-Gesellschaft abgegeben haben. Ein Deal könnte durch die enge Bindung an ein PE-finanziertes Netzwerk indirekt Private-Equity-Beteiligung bedeuten.
Gehälter & Boni
- Eine Analyse der Plattform kununu zeigt die tatsächlichen durchschnittlichen Einstiegsgehälter in Österreich je nach Branche und Position. Trotz gesetzlicher Pflicht zur Gehaltsangabe seit 2011 bleibt der Gender Pay Gap mit 18,3 % hoch. Die höchsten Gehälter beziehen Berufseinsteiger:innen im Maschinenbau und als Ärzt:innen.
- Buchhalter sind aktuell stark gefragt, verdienen aber oft weniger als andere Finanzabteilungen. Der Fachkräftemangel und die Digitalisierung könnten künftig zu höheren Gehältern führen.
- Trotz einer Sonderabschreibung von CHF 105,5 Millionen. nach der gescheiterten Numarics-Übernahme kann BLKB-CEO John Häfelfinger laut Medien auch 2025 mit einem Bonus rechnen.
- Bei Deloitte Schweiz werden die Partnerbezüge um bis zu 30 % gekürzt. Gleichzeitig droht bei PwC ein Stellenabbau von bis zu 10 %.
Personalien
- Tennet Germany ernennt Ina Kamps zur neuen COO und stärkt damit kurz vor einem möglichen Teilverkauf oder Börsengang im September sein Führungsteam.
- Finexity holt Marc Dahlke als strategischen Berater für die Expansion in der Golfregion. Seit Mai unterstützt er den Hamburger Handelsplatz für digitale Assets beim Markteintritt im Nahen Osten.
- Gabriela Pantring übernimmt im Februar 2026 den Vorstandsvorsitz der NRW.Bank und folgt auf Eckhard Forst. Sie ist seit 2016 im Vorstand und kennt die Förderbank in- und auswendig.
- Alexander von Balduin wird ab Januar 2026 neuer Geschäftsführer für den Bereich Payment der DSV-Gruppe. Gleichzeitig steigt Stefan Roesler zum stellvertretenden CEO auf.
- Fünfköpfiges Zoll- und Außenhandelsteam wechselt von Continental zur Beratungsgesellschaft WTS, um deren Expertise in geopolitisch relevanten Bereichen zu stärken.
- Baker Tilly ernennt eine ESG-Expertin von EY zur Partnerin, spezialisiert auf Nachhaltigkeitsberatung für Banken und Finanzdienstleister.
- Zum 1. September wird Dominik Steinkühler neuer Leiter des Bereichs Konzernentwicklung und Volkswirtschaft bei der KfW. Er folgt auf Susanne Maurenbrecher, die Generalbevollmächtigte wird.
- Nach Einleitung eines Enforcement-Verfahrens der Finma hat die Banque Cramer CEO Thomas Müller suspendiert. Müller war für die Risikokredite bei der Basler CIC verantwortlich, auch für jene an René Benko.
- Der Wiener Frühphaseninvestor Speedinvest ernennt den ehemaligen Samsung-Präsidenten Young Sohn zum Chairman des Aufsichtsrats. Mit seiner globalen Erfahrung soll er das internationale Wachstum in Asien, Afrika und dem Nahen Osten vorantreiben und europäischen Startups beim Skalieren helfen.
- Marc Osigus, Leiter des Investmentbankings bei Hauck Aufhäuser Lampe, verlässt das Unternehmen kurz nach der Übernahme durch ABN Amro. Über seine Nachfolge ist bislang nichts bekannt.
- Marc Maurer, der im Juni 2025 als Co-CEO des Schweizer Laufschuhunternehmens On zurückgetreten ist, hat seit Jahresbeginn On-Aktien im Wert von über US$ 20 Millionen verkauft, davon US$ 14 Millionen nach Bekanntgabe seines Rücktritts. Die Verkäufe erfolgten unter anderem am Tag eines Aktienhochs von über $ 60.
- Mariana Kühnel wurde zur neuen Vorständin der Finanzmarktaufsicht (FMA) bestellt. Sie folgt auf Eduard Müller und bringt Erfahrung aus der WKÖ sowie der Erste Group mit.
Kapitalrunden
- Ivan Glasenberg steigt als Investor bei der italienischen Radsportbekleidungsfirma Q36.5 ein. Der frühere Glencore-CEO will das High-End-Label international ausbauen.
- Das Vorarlberger Schuh-Startup Madoo hat ein sechsstelliges Investment erhalten. Mit einer patentierten, klebstofffreien Produktion setzt das Unternehmen auf Recyclingfähigkeit, regionale Fertigung in Dornbirn und ein Rücknahmesystem mit Belohnung.
- Das Wiener MedTech Piur Imaging hat nach der FDA-Zulassung für seine KI-gestützte 3D-Ultraschall-Plattform ein Investment von € 5,6 Millionen erhalten. Die Finanzierungsrunde wurde von Aescuvest Capital Partners aus Frankfurt angeführt.
- Das Wiener Startup Turbulence Solutions erhält über € 2 Millionen aus dem EIC Accelerator-Programm. Die Technologie ermöglicht es Flugzeugen, Turbulenzen frühzeitig zu erkennen und auszugleichen – erste Systeme sind bereits verkauft, die Zertifizierung steht bevor.
- Das Wiener Startup Interactive Paper hat sich ein Investment unter € 500.000 gesichert und expandiert mit seiner patentierten Technologie für interaktive Printkampagnen in die USA. Zielbranchen sind Pharma, Konsumgüter und Retail.
- Hololight aus Innsbruck hat eine Series-C-Finanzierungsrunde über € 10 Millionen abgeschlossen, um seine XR-Pixel-Streaming-Technologie weltweit zu skalieren. Das DeepTech-Startup streamt AR/VR-Anwendungen direkt auf Endgeräte und will damit zum Industriestandard werden.
Börsengänge
- Der Bund sichert sich vor dem Börsengang der U-Boot-Tochter TKMS weitreichende Einflussrechte bei sicherheitsrelevanten Beteiligungen. Die Abspaltung von Thyssen-Krupp soll im August beschlossen werden.
- Die Eigentümer von GfK (NIQ) und McGraw-Hill bereiten Börsengänge vor. Finanzinvestoren halten das Marktumfeld wieder für geeignet, um IPO-Pläne umzusetzen.